Cholesterin

Hohe HDL-Werte: Nicht so gut wie gedacht APOTHEKE ADHOC, 03.09.2018 13:09 Uhr

Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt: „Das Mantra vom HDL-Cholesterin als ‚gutem‘ Cholesterin wird nicht mehr für alle gelten“, so ein Experte. Foto: PS Design1/fotolia.de
Berlin - 

Wissenschaftler legen nahe, dass sehr hohe Werte des HDL(High density lipoprotein)-Cholesterins im Zusammenhang mit einem erhöhten Herzinfarkt- und Sterblichkeits-Risiko stehen. Diese neuen Forschungsergebnisse wurden auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) vorgestellt.

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen HDL-Cholesterin und dem Infarktrisiko? Dieser Frage gingen die Forscher um Dr. Marc Allard-Ratick von der Emory University School of Medicine in Atlanta nach. Sie bedienten sich der Emory Cardiovascular Biobank und analysierten die Daten von 5965 Personen mit einem Durchschnittsalter von 63 Jahren. Die meisten von ihnen hatten bereits eine Herzkrankheit.

Den Ergebnissen zufolge hatten Studienteilnehmer mit HDL-Werten über 60 mg/dl ein um fast 50 Prozent erhöhtes Risiko, an einer Herz-Kreislauf Erkrankung zu versterben oder einen Herzinfarkt zu erleiden, als Personen mit Werten zwischen 41 und 60 mg/dl. Das berichtet Internist und Studienleiter Allard-Ratick.

Cholesterin ist unlöslich in Wasser und wird deshalb mit Hilfe von Lipoproteinen transportiert. Je nach ihrer Dichte beziehungsweise ihrer Schnelligkeit werden verschiedene Klassen unterschieden: very low density lipoproteins (VLDL) , low density lipoproteins (LDL), intermediary density lipoproteins (IDL) und high densitiy lipoproteins (HDL).

VLDL, LDL und IDL sind für den Transport des von der Leber produzierte Cholesterins zu den Körperzellen verantwortlich. LDL wird häufig als „schlechtes“ Cholesterin bezeichnet. Das HDL hingegen nimmt Cholesterin von den Körperzellen auf und bringt es zur Leber zurück. Deshalb ist es bekannt als das „gute Cholesterin“. HDL kann das Risiko von verstopften Arterien und Arteriosklerose senken. Die Konzentration des HDL-Cholesterins kann medikamentös beeinflusst werden, beispielsweise kommt es bei der Anwendung von Fibraten zu einer Erhöhung des HDL-Spiegels.

Allard-Raticks Ansicht nach sind diese aktuellen Studienergebnisse bedeutsam, weil sie vorliegende Daten erhärten, dass sehr hohe HDL-Cholesterin-Werte eventuell keine Schutzwirkung haben. Außerdem weist er darauf hin, dass im Vergleich zu den meisten Untersuchungen hier mit Patienten mit bestehenden Herzkrankheiten zur Analyse herangezogen wurden.

Die dahinterstehenden Mechanismen für das erhöhte Risiko seien zwar noch unzureichend verstanden, eines sei allerdings klar: „Das Mantra vom HDL-Cholesterin als ‚gutem‘ Cholesterin wird nicht mehr für alle gelten“, so der Studienleiter.