Hochansteckende Hautkrankheit

Hilfe, mein Kind hat Krätze – was ist zu tun? Sandra Piontek, 22.03.2023 09:00 Uhr

Die Krätzediagnosen nehmen aktuell rasch zu, dabei sind Kitas, Schulen und Altenheime gleichermaßen betroffen. Foto:shutterstock.com/SciePro
Berlin - 

Die Krätze-Diagnosen nehmen aktuell wieder rasch zu: In vielen Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kitas sind derzeit Warnhinweise angebracht. Die gewöhnliche Skabies ist zwar kein medizinischer Notfall, eine rasche Behandlung sollte trotzdem erfolgen, da Betroffene einen hohen Leidensdruck erfahren. Was sollte bei einer Ansteckung durch die Krätzmilbe unbedingt beachtet werden?

Verursacht wird Krätze durch die Skabiesmilbe. Die auf den Menschen spezialisierten Spinnentiere werden durch engen anhaltenden Hautkontakt übertragen, wobei in der Regel eine Dauer von fünf bis zehn Minuten ausreichend ist: Wenn Kinder mit Erkrankten ausgiebig kuscheln, in einem Bett schlafen oder gemeinsam spielen, kann es also zu Ansteckungen kommen. Bei Jugendlichen und Erwachsenen werden Milben auch während des Geschlechtsverkehrs übertragen. Kurzes Handschütteln, Begrüßungsküsse, Umarmungen sind aber aufgrund der kurzen Kontaktzeit ohne Risiko. Die Übertragung eines einzigen begatteten Milbenweibchens oder mehrerer geschlechtlich unterschiedlich weit entwickelter Larven reicht für eine Besiedlung des menschlichen Körpers aus.

Entwicklung der Krätzmilben

In der äußersten Hautschicht graben die weiblichen Krätzmilben tunnelförmige Gänge, die sie in der Regel nicht mehr verlassen. Die Spinnentiere sind etwa 30 bis 60 Tage lebensfähig. Nach zwei bis drei Tagen schlüpfen aus den Eiern Larven, die sich an der Hautoberfläche in Falten, Vertiefungen und Haarfollikeln in drei Wochen zu geschlechtsreifen Milben entwickeln.

Symptome der Krätze

Bei einer Erstbesiedlung treten die ersten Symptome nach zwei bis fünf Wochen auf. Skabiesmilben bevorzugen Hautstellen mit höherer Temperatur und dünner Hornschicht:

  • Hautfalten zwischen Fingern oder Zehen
  • Ellenbogenstreckseiten
  • Achselhöhlen
  • Brustwarzenhof
  • Nabelregion
  • Gürtellinie, Gesäß, Analalte
  • Fußränder
  • insbesondere der Penisschaft

Bei Säuglingen und Kleinkindern sind oft der behaarte Kopf und das Gesicht betroffen. Die ansteckende Hautkrankheit führt zu heftigem Juckreiz und Brennen auf der Haut. Angeregt durch die Bettwärme verursacht der Befall besonders in der Nacht Beschwerden. Besonders im Schlaf wird so lange gekratzt, bis einzelne Hautstellen bluten.

Behandlungsmethoden der Krätze

Systemisch:

Ivermectin wird oral in Form von Tabletten eingenommen und individuell nach Körpergewicht dosiert. Die einmalige orale Gabe der Gesamtdosis erfolgt auf nüchternen Magen. Bei der gewöhnlichen Skabies kann eine Abheilung erst nach etwa vier Wochen sicher festgestellt werden. In seltenen Fällen können erneut spezifische Hautläsionen auftreten. Ist auch der parasitologische Befund positiv, kann eine zweite Dosis nach zwei Wochen nötig sein.

Topisch:

Topische Antiscabiosa stehen in Form von Cremes, Emulsionen oder Lösungen zur Verfügung. Lokal appliziert enthalten sie ebenfalls Ivermectin oder Permethrin, Benzylbenzoat oder Crotamiton. Primäres Ziel ist die Abtötung der Milben und deren Larven und Eier. Sekundär sollen Begleiterscheinungen wie Juckreiz und Brennen gemildert werden. Sogenannte postskabiöse Ekzeme sind gut mit topischen Kortikosteroiden zu behandeln.

Die aktuelle Leitlinie zur Behandlung empfiehlt das Auftragen einer 5-prozentigen Permethrin-Creme vor dem Schlafengehen. Wichtig ist das lückenlose Auftragen vom Unterkiefer abwärts auf den gesamten Körper. Am nächsten Morgen wird die Creme abgewaschen oder abgeduscht. Zudem sollten alle Kontaktpersonen der Infizierten über den Befall informiert werden. Mit einer guten Hygiene und der Antiscabiosa-Therapie sollte nach sechs Wochen alles ausgeheilt sein.

Was kann man noch tun?

Die Infektiosität von Skabiesmilben nimmt ab, wenn sie länger sie von ihrem Wirt getrennt sind. In einer Umgebungstemperatur von 34 °C überleben Milben bereits weniger als 24 Stunden. Kuscheltiere & Co können in einer Plastiktüte für zwei bis drei Tage ausgelagert werden, um milbenfrei zu werden. Auch in der Waschmaschine oder im Trockner bei 50 °C sterben die Spinnentiere bereits nach zehn Minuten ab. Niedrigere Temperaturen und eine höhere relative Luftfeuchtigkeit verlängern dagegen die Überlebenszeit.

Wichtig: Bei Skabies gelten die Regelungen des Infektionsschutzgesetzes. Kinder und Erwachsene, die erkrankt sind oder bei denen der Verdacht auf Skabies besteht, dürfen Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten vorübergehend nicht besuchen oder dort tätig sein.

Wann darf das Kind wieder zur Schule?

Die Kita oder Schule müssen über eine Erkrankung oder den Verdacht einer Erkrankung an Krätze rasch informiert werden und benachrichtigen ihrerseits das Gesundheitsamt. Die Entscheidung, wann die erkrankte Person wieder zur Kita/Schule/Arbeit gehen kann, trifft der behandelnde Arzt. In der Regel können Gemeinschaftseinrichtungen einen Tag nach einer abgeschlossenen Behandlung wieder besucht werden.