Herzinsuffizienz: Neuer Ansatz gegen steife Herzmuskeln 28.10.2025 14:31 Uhr
Rund die Hälfte aller Herzschwäche-Fälle betrifft die Form mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF), vor allem ältere Menschen. Forschende haben jetzt einen Wirkstoff entwickelt, der Abhilfe schaffen könnte. „Nach der Behandlung waren die Herzen der Mäuse deutlich elastischer“, sagt Kardiologe Professor Dr. Michael Gotthardt, Leiter der Arbeitsgruppe Translationale Kardiologie und Funktionelle Genomforschung am Max Delbrück Center.
Im Tierversuch verbesserte der neue Wirkstoff die Elastizität und damit die Füllungskraft des Herzens deutlich. Das könnte die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit erhaltener Ejektionsfraktion zukünftig verändern. „Gegen diese Form der Herzschwäche gibt es bisher kein gutes Medikament, das die Sterblichkeit der Betroffenen verringert“, erklärt Gotthardt.
Wirkstoff beeinflusst Schlüsselfaktor für Herz-Elastizität
Das von seinem Team entwickelte Präparat RBM20-ASO konnte in Tierversuchen Verbesserungen zeigen. „Nach der Behandlung mit dem RBM20-ASO waren die Herzen der Mäuse deutlich elastischer und konnten sich nach der Kontraktion besser ausdehnen und mit Blut füllen“, betont Gotthardt. Das Medikament reduziert die Aktivität des Spleißfaktors RBM20. Dieser entscheidet darüber, ob Herzmuskelzellen elastische oder steife Varianten des Proteins Titin bilden.
„Die meisten Menschen, die unter HFpEF leiden, haben Begleiterkrankungen wie Übergewicht, Bluthochdruck sowie erhöhte Blutfett- und Blutzuckerwerte“, erläutert Erstautorin Dr. Mei Methawasin. „Wir haben den Wirkstoff daher erstmals an HFpEF-Mäusen getestet, die auch die Begleiterkrankungen zeigen – um so der menschlichen Krankheit noch näher zu kommen.“
Moderate Dosis verbessert Herzfunktion deutlich
Zudem konnten die Forschenden zeigen, dass bereits eine moderate Senkung des RBM20-Spiegels genügt. „Es reicht, die Menge des RBM20 etwa zu halbieren, um die Füllung des Herzens zu verbessern und gleichzeitig seine Kontraktionskraft zu erhalten“, sagt Methawasin. Gotthardt ergänzt: „Unsere Behandlung reduzierte trotz anhaltender Begleiterkrankungen die Steiffigkeit der linken Herzkammer deutlich und milderte zudem die Herzhypertrophie.“
Laut Gotthardt zeigen die Ergebnisse, dass eine gezielte Beeinflussung der Titin-Produktion wirksam sei. RBM20-ASO könne „eine alternative oder ergänzende Behandlungsstrategie bei HFpEF sein.“
Die Studie mit dem Titel „Modulation of RBM20 splicing factor improves diastolic function in a multifactorial mouse model of HFpEF“ wurde am Max Delbrück Center in Zusammenarbeit mit der University of Arizona durchgeführt und in der Fachzeitschrift „Cardiovascular Research“ veröffentlicht.