Bradykardien

Kein Amiodaron mit Simeprevir/Sofosbuvir APOTHEKE ADHOC, 24.08.2015 12:19 Uhr

Lebensbedrohliche Kombination: Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warnt vor den Wechselwirkungen von Simeprevir beziehungsweise Sofosbuvir mit Amiodaron. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Nicht nur Daklinza (Daclatasvir), sondern auch Olysio (Simeprevir) kann in Kombination mit Sovaldi (Sofosbuvir) beziehungsweise Harvoni (Sofosbuvir + Ledipasvir) und Amiodaron zu lebensbedrohlichen Bradykardien führen. Darauf weist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hin.

Laut BfArM hat der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zwei Fälle von Bradykardien bei der Anwendung von Simeprevir mit Sofosbuvir und gleichzeitiger Behandlung mit Amiodaron identifiziert.

Aufgrund des Risikos schwerer Bradykardien und Herzblock sollte die parallele Gabe vermieden werden – es sei denn, andere Antiarrhythmika können nicht gegeben werden. In diesen Fällen sollte die Behandlung engmaschig überwacht werden.

Im Mai war für die Kombination Daklinza/Sovaldi/Amiodaron beziehungsweise Daklinza/Harvoni/Amiodaron ein Rote-Hand-Brief herausgegeben worden. Seit Markteinführung waren acht Fälle von schwerer Bradykardie oder Herzblock bei Patienten berichtet worden; sechs davon waren innerhalb der ersten 24 Stunden nach Beginn der Behandlung aufgetreten, die anderen beiden zwei bis 12 Tage danach.

Bei einem Fall kam es zu einem letalen Herzstillstand, bei zwei Fällen war eine Intervention mit Herzschrittmachern erforderlich. In zwei Fällen führte die erneute HCV-Behandlung unter Beibehaltung der Amiodaron-Therapie zu einem erneuten Auftreten der symptomatischen Bradykardie.

In einem Fall wurde die HCV-Behandlung acht Tage nach Absetzen von Amiodaron erneut aufgenommen, was wiederum zu Bradykardie führte. Dies war nicht mehr der Fall, als die HCV-Behandlung acht Wochen nach Absetzen von Amiodaron erneut begonnen wurde.

Der Mechanismus, der diesen Befunden zu Grunde liegt, ist nicht bekannt; auch zur Inzidenz ist nichts bekannt. Wenn die gleichzeitige Anwendung nicht vermieden werden kann, sollen die Patienten über die Risiken und möglichen Symptome informiert und engmaschig überwacht werden, insbesondere in den ersten Wochen nach Therapiebeginn. Risikopatienten sollen in den ersten 48 Stunden in einem geeigneten klinischen Umfeld betreut werden. Wegen der langen Halbwertszeit von Amiodaron sollen auch Patienten, bei denen das Antiarrhythmikum abgesetzt wurde, überwacht werden.