Erste gezielte Therapieoption in Sicht

Gefapixant gegen chronischen Husten APOTHEKE ADHOC, 09.07.2020 10:25 Uhr

Nur Off-Label-Use möglich: Chronischer Husten ist belastend – bisher gibt es jedoch keine zugelassene Therapieoption. Foto: Josep Suria/shutterstock.com
Berlin - 

In einer Phase-II-Studie konnte sich ein neuer Wirkstoff zur Behandlung von chronischem Husten behaupten: Gefapixant zeigte positive Wirkungen auf die Anzahl der Hustenattacken. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal „Lancet Respiratory Medicine“ veröffentlicht.

Husten – mehr als nur ein Begleitsymptom

Oft ist chronischer Husten ein Begleitsymptom verschiedener Erkrankungen wie Asthma oder COPD. Durch die Behandlung der Grunderkrankung lässt sich häufig auch der Husten lindern. In manchen Fällen tritt er jedoch auch ohne Grund auf: Die Prävalenz für chronischen Husten liegt bei etwa 4 bis 10 Prozent. Die täglichen Hustenattacken können für die Betroffenen sehr belastend sein. Häufig führen sie zu Schamgefühl und schließlich auch sozialem Rückzug – dieser ist oft mit psychischen Folgeerkrankungen verbunden.

Behandlung bisher nur im Off-Label-Use

Bisher gibt es für den sogenannten „chronischen refraktären Husten“ keine zugelassene Behandlungsmöglichkeit. Dennoch werden verschiedene Wirkstoffe im Off-Label-Use verwendet: Dazu zählen beispielsweise Pregabalin, Gabapentin, Amitriptylin und Morphin. Zwar können die Substanzen helfen, sie greifen jedoch nicht an der Verarbeitung des Hustenreizes im Gehirn an, außerdem gibt es zahlreiche Nebenwirkungen.

Neue Substanzen als Hoffnungsträger

Derzeit werden neue Substanzen erforscht, die auf der Ebene der sensiblen Nervenfasern den Hustenreiz beeinflussen sollen. Einer dieser Wirkstoffe ist Gefapixant: Es handelt sich dabei um einen sogenannten P2X3-Antagonisten, der Rezeptoren auf nociceptiven Neuronen blockiert – diese sind an der Weiterleitung des Hustenreizes beteiligt. In einer Pilotstudie konnte der Wirkstoff die Hustenhäufigkeit um 75 Prozent senken, in der Phase-II-Studie sollte nun unter anderem die optimale Dosis ermittelt werden. 44 Zentren in Großbritannien und den USA mit insgesamt mehr als 250 Patienten nahmen an der Studie teil. Die Patienten litten im Durchschnitt seit 14,5 Jahren unter ungeklärtem oder therapierefraktärem Husten. Im Durchschnitt waren sie 60 Jahre alt, 70 Prozent hatten niemals geraucht.

Hustentagebuch und akustische Erfassung

Die Teilnehmer wurden auf vier Gruppen randomisiert und über 84 Tage zweimal täglich behandelt: entweder mit 7,5 mg, 20 mg oder 50 mg Gefapixant oder mit Placebo. Während des Studienzeitraums führten die Probanden ein Hustentagebuch, in dem unter anderem der Schweregrad der Hustenanfälle bewertet wurde. Zudem erkannte ein kleines Gerät die Hustenanfälle auf akustische Art und dokumentierte diese. Der primäre Endpunkt der Studie war schließlich die Häufigkeit des Hustens.

Senkung der stündlichen Hustenanfälle

Die Forscher der Universität Manchester machten folgende Beobachtungen: Vor Beginn der Behandlung husteten die Teilnehmer etwa 24 bis 29 Mal pro Stunde. Unter der Behandlung mit Gefapixant stellte sich schnell eine Besserung ein: Bereits in den ersten Wochen wurde ein deutlicher Rückgang der Hustenanfälle verzeichnet: Bei der Dosis von 7,5 mg waren es am Ende der Studie nur noch durchschnittlich 14,5 Anfälle pro Stunde, unter der Dosis von 20 mg nur zwölf Anfälle und unter 50 mg sogar nur 11,3 Hustenanfälle. Dennoch ließ sich auch in der Placebogruppe ein Rückgang auf 18,2 Anfälle pro Stunde feststellen. Am Ende konnte daher nur für die höchste Dosis eine signifikante Wirkung nachgewiesen werden.

Niedrigere Dosis, weniger Nebenwirkungen?

Die bereits laufende Phase-III-Studie umfasst 720 Patienten: Es sollen die Dosierungen von 45 und 15 mg Gefapixant mit Placebo verglichen werden. Grund für die niedrigeren Dosierungen sind die relativ häufigen Nebenwirkungen in der Phase-II-Studie: Am meisten störte die Patienten eine Geschmacksstörung, welche unter der Dosierung à 50 mg bei 48 Prozent der Patienten auftrat und der häufigste Grund für den Abbruch der Studie war: 13 von 63 Patienten der Gruppe beendeten die Behandlung vorzeitig, weil die Geschmacksstörung für sie unangenehmer war als der Husten.