5-Alpha-Reduktase-Hemmer

Finasterid: Impotent für 3,5 Jahre Nadine Tröbitscher, 17.03.2017 13:30 Uhr

Berlin - 

Haarausfall wird in vielen Fällen mit dem Wirkstoff Finasterid behandelt. Die Betroffene werden im Beipackzettel auf diverse Nebenwirkungen hingewiesen. Erektionsstörungen, Libidoverlust oder Ejakulationsstörungen werden angegeben. Dass diese unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) auch über die Einnahme hinaus andauern können, konnte eine aktuelle Studie belegen.

Die Forscher sprechen von einer Persistenten Erektilen Dysfunktion (PED), die durch 5-Alpha-Reduktase-Hemmer wie Finasterid oder auch Dutasterid verursacht werden kann. Dutasterid, enthalten in Avodart (GSK), wird wie das generische Finasterid auch bei Benigner Prostatahyperplasie (BPH) eingesetzt.

Die Nebenwirkungen sind für beide Arzneistoffe bekannt, nur konnte man bislang keine genauere Angabe zu Häufigkeit und Dauer der Beschwerden machen. Ein Team der Northwestern University Feinberg School of Medicine in Chicago untersuchte an etwa 12.000 Männern den Zusammenhang zwischen Einnahmedauer, Risiko und Anhalten der Beschwerden nach Absetzen der Medikation. Als Vergleich dienten Probanden mit kurzzeitiger Exposition oder Männer, die keines der Medikamente einnahmen. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse im Fachmagazin „PeerJ“.

1,4 Prozent der Männer litten an einer PED über einen Zeitraum von etwa 3,5 Jahren nach dem Absetzen der Medikamente. Bei Männern zwischen 16 und 42 Jahren, die mit maximal 1,25 mg Finasterid behandelt wurden, waren etwa 1 Prozent betroffen. Probanden aus dieser Altersgruppe, die länger als 205 Tage behandelt wurden, hatten ein knapp fünffach erhöhtes Risiko, an einer DEP zu leiden, als jene, die über den kürzeren Zeitraum behandelt wurden. Auch Patienten, die gleichzeitig mit einem nicht-steroidalem Antirheumatikum (NSAR) behandelt wurden, hatten ebenfalls ein fünffach höheres Risiko.

Die Wirkstoffe waren bereits vor einigen Jahren in Verdacht geraten Prostatakrebs auszulösen. Die FDA hatte zwei große Studien ausgewertet, bei denen Reduktasehemmer mit Chemotherapeutika verglichen worden waren. Während die Zahl der Diagnosen auf Prostatakrebs insgesamt zwar reduziert werden konnte, traten vermehrt aggressive Tumoren auf. Einige Forscher vermuteten aber, dass Finasterid nicht selbst zu bösartigen Geschwüren führt, sondern diese lediglich leichter diagnostiziert werden konnten.

Auch Ökotest beschäftigte sich im vergangenen Jahr mit dem Wirkstoff. Finasterid wirke in Tablettenform dem dünner werdenden Haar entgegen, hieß es. Allerdings sollten nur Männer das rezeptpflichtige Medikament einnehmen: Bei Frauen können männliche Föten geschädigt werden. Die Tabletten müssen täglich genommen werden, um den Haarverlust zu verhindern. Welche Risiken eine Langzeitanwendung mit sich bringt, sei für nicht geklärt. Daher sprachen die Tester nur eine eingeschränkte Empfehlung für das Arzneimittel aus.

Dutasterid und Finasterid hemmen die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT). Einige Haarfollikel reagieren auf DHT mit einer Verkürzung der Wachstumsphase. Wird Testosteron nicht mehr umgewandelt, verlängert sich die anagene Phase wieder, die Haare fallen nicht mehr aus. Das Medikament wird so lange eingenommen, wie das Haar erhalten bleiben soll. Nach dem Absetzen können die Beschwerden wiederkehren. Erste Erfolge sind nach etwa drei bis sechs Monaten der Einnahme zu verzeichnen.