Nierenprobleme beim Ungeborenen

FDA: Keine NSAR ab SSW 20 APOTHEKE ADHOC, 20.10.2020 11:52 Uhr

Nierenschäden und zu wenig Fruchtwasser: Die FDA rät von der NSAR-Einnahme in der zweiten Schwangerschaftshälfte ab. Foto: Andrey_Popov/shutterstock.com
Berlin - 

Die Einnahme von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) in der zweiten Schwangerschaftshälfte könnte zu Komplikationen beim ungeborenen Kind führen. Davor warnt derzeit die US-Arzneimittelbehörde FDA. Frauen ab der 20. Schwangerschaftswoche (SSW) wird von der Einnahme abgeraten.

Konkret könnten die NSAR beim Kind zu schweren Nierenproblemen führen. Ab der zweiten Schwangerschaftshälfte wird das Fruchtwasser zum Großteil von den Nieren des ungeborenen Kindes produziert – Nierenprobleme können daher zu einem verminderten Fruchtwasserspiegel führen und weitere Komplikationen mit sich bringen. So kann es beispielsweise zu Fehlbildungen verschiedener Körperteile oder Organe kommen.

Warnhinweise für Schwangere

In Fachkreisen ist die seltene Nebenwirkung bereits bekannt. Nun sollen jedoch auch die Schwangeren selbst auf die Problematik hingewiesen werden. Die FDA fordert daher eine neue Kennzeichnung der NSAR – sowohl auf verschreibungspflichtigen wie auch freiverkäuflichen Arzneimitteln. Von der Warnung ausgenommen sind niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS) zur Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen sowie die lokale Anwendung am Auge.

Die Warnung basiert auf zahlreichen Berichten, bei denen die Einnahme von NSAR nach der 20. SSW zu massiven Nierenschäden beim Fetus geführt hatten – sie litten unter Nierenversagen, einige der Kinder starben. In den meisten Fällen normalisierten sich die Nierenfunktion sowie die Fruchtwassermenge nach Absetzen der NSAR innerhalb von drei bis sechs Tagen.

Ärzte sollen Schwangeren aufgrund der Problematik ebenfalls von der Einnahme abraten und keine entsprechenden Wirkstoffe verordnen. Ist die Einnahme von NSAR aufgrund fehlender Alternativen zwingend notwendig, so soll sie zwischen der 20. und 30. Schwangerschaftswoche auf die niedrigste wirksame Dosis für die kürzeste Dauer beschränkt werden. Dauert die Einnahme länger als 48 Stunden an, soll eine Ultraschallüberwachung in Betracht gezogen werden.

Embryotox empfiehlt Paracetamol & Ibu

Hierzulande wird in Bezug auf Arzneimittel in der Schwangerschaft häufig auf Embryotox, das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Universitätsmedizin der Charité Berlin, zurückgegriffen. Es empfiehlt während der Schwangerschaft die Einnahme von Ibuprofen oder Paracetamol.

Letzteres kann den Empfehlungen zufolge während der gesamten Schwangerschaft bei Schmerzen eingesetzt werden, Ibuprofen ausschließlich während des ersten und zweiten Trimenons. Im letzten Drittel – ab der 28. SSW – rät auch Embryotox von der Einnahme ab, da NSAR zu einem vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus beim Ungeborenen führen können.