Porträt

Entdecker des LSD gestorben APOTHEKE ADHOC/dpa, 30.04.2008 18:42 Uhr

Basel/Berlin - 

Der Chemiker Dr. Albert Hofmann ist am Dienstag im Alter von 102 Jahren gestorben. Der im Schweizer Baden geborene Forscher wurde durch die Entdeckung des Lysergsäurediethylamids (LSD) berühmt. Schon in der Schule galt Hofmanns besonderes Interesse den Naturwissenschaften. Er studierte Chemie an der Universität Zürich und wechselte nach der Promotion 1929 in die Forschungsabteilung des Pharmakonzerns Sandoz, wo er Wirkstoffe aus Pflanzen und Pilzen isolierte.

Auf der Suche nach einem Kreislaufstimulanz entdeckte Hofmann 1939 die Lysergsäure als Grundbaustein der therapeutisch bedeutsamen Mutterkornalkaloide. Eine der zahlreichen Derivatisierungsreaktionen die Hofmann daraufhin durchführte, ergab das Diethlyamid der Substanz. Da sich in ersten Tierversuchen keine pharmakologisch interessanten Eigenschaften zeigten, verschwand LSD zunächst wieder in der Schublade. Als Hofmann 1943 LSD erneut synthetisierte, nahm er offenbar unbeabsichtigt Spuren des Stoffes auf und berichtete einige Zeit später von farbigen Visionen. Sein Forschergeist motivierte ihn zu einem Selbstversuch, bei dem er mit 250 Mikrogramm - das aus heutiger Sicht drei- bis fünffache der wirksamen Dosis - einnahm.

Sandoz produzierte LSD von 1947 bis 1966. Die Universität Zürich publizierte 1947 den ersten wissenschaftlichen Bericht über LSD als Therapiehilfsmittel. Die Droge wurde in den 60er Jahren von den Hippies entdeckt und geriet in der Folge in Verruf. Schließlich wurde sie aus dem Sandoz-Programm gestrichen und verboten. In den 90er Jahren kam sie mit der Rave-Szene wieder kurz in Mode. LSD sei „keine pleasure drug“, sondern bei unbedachter Einnahme „saumäßig gefährlich“, warnte auch der Entdecker. Hofmann setzte sich jedoch dafür ein, LSD für Forschungszwecke zu legalisieren.

Hofmann beschrieb seine Erfahrungen und die Geschichte der Substanz im Buch „LSD - mein Sorgenkind“ und kam zu Weltruhm. Dass er als „Mr. LSD“ in die Geschichte eingegangen ist, überraschte ihn nicht, wie er vor seinem 100. Geburtstag sagte: LSD sei schon etwas Besonderes, da es das Bewusstsein verändere, und dieses unterscheide ja den Menschen vom Tier. Hofmanns „Verdienst“ beschränkt sich jedoch nicht auf LSD. Zu seinen Entwicklungen zählen auch das durchblutungsfördernde Dihydroergotoxin sowie das in der Gynäkologie eingesetzte Methylergometrin. Der Erforschung psychoaktiver Substanzen blieb Hofmann treu: So isolierte er Psilocybin und Psilicin aus den so genannten Zauberpilzen.

Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1971 war Hofmann bei Sandoz tätig und leitete zuletzt die Forschungsabteilung für Naturheilmittel. Er gilt heute als einer der bedeutendsten Chemiker; für sein wissenschaftliches Werk haben ihm unter anderem die Universität Stockholm sowie die Freie Universität Berlin die Ehrendoktorwürde verliehen.