Möglicher Zusammenhang zwischen Endometriose und Schlaganfall

Endometriose: Kardiovaskuläres Risiko Sandra Piontek, 06.08.2022 08:58 Uhr

Frau fasst sich an die Schulter vor Schmerzen
Viele Frauen fühlen sich durch immer wiederkehrende Schmerzen stark belastet. Foto: Dmytro Zinkevych/shutterstock.com
Berlin - 

Eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen ist die Endometriose. Betroffene Mädchen und Frauen haben gutartige, oft schmerzhafte Wucherungen aus gebärmutterschleimhautartigem Gewebe. Dieses kann außerhalb der Gebärmutterhöhle in benachbarte Organe und Gewebe wachsen. Die chronische Erkrankung kann die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern, zu denen ein erhöhtes Risiko von Schlagan­fällen gehört.

Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, siedelt sich bei einer Endometriose außerhalb der Gebärmutter an. Als Endometriose-Herde bezeichnet, gelten sie als Ursache für Beschwerden, die aber nicht bei allen betroffenen Frauen auftreten. Manche Frauen spüren nichts von diesen Gewebsinseln. Bei anderen entwickelt sich eine chronische Krankheit mit starken Schmerzen, vor allem während der Menstruation und während oder nach dem Geschlechtsverkehr. Krampfartiges Zusammenziehen des Unterleibs, bis hin zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sind typische Symptome einer Endometriose.

Entzündung betrifft gesamten Organismus

Die Gewebsinseln, die sich in der Bauch­höhle im gleichen monatlichen Zyklus entwickeln wie die Gebärmutterschleimhaut im Uterus, werden nicht mit der Monats­blutung ausgestoßen. Das führt bei den betroffenen Frauen regelmäßig zu Schmerzattacken. Die Endometriose ist kein lokales Ereignis, sondern hat Auswirkun­gen auf den gesamten Organismus, wie frühere Studien bereits zeigten. Ein Anstieg von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist gut dokumentiert. Die regelmäßigen Entzündungsreaktionen im Körper, verbunden mit der monatlichen Schleimhautbildung, könnten die Ursache sein. Einen Anteil am erhöhten kardiovaskulären Risiko könnten auch hormonelle Behandlungen und die Entfernung von Ovarien und Uterus haben.

Studie belegt erhöhtes Risiko

Ein Forschungsteam der University of Arizona in Tucson, welches Daten von mehr als 100.000 US-Krankenschwestern auswertete, untersuchte diesen Zusammenhang. Diese wurden seit 1989 im Rahmen der Nurses‘ Health Study II alle zwei Jahre zu ihrem Lebensstil und eventuellen Krankheiten befragt. Der Fokus der Datenerhebung lag auf den Frauen, die zu Beginn der Studie im Alter von 25 bis 42 Jahren keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufwiesen, in den darauffolgenden 28 Jahren jedoch einen Schlaganfall erlitten. 5244 Frauen, bei denen zuvor eine Endometriose durch eine Bauchspiegelung nachgewiesen wurde, erlitten einen Schlaganfall um 34 Prozent öfter. Die in diesem Zusammenhang ermittelte Hazard-Ratio lag zudem mit 1,10 bis 1,62 auf einem vergleichsweise hohen Niveau.

Wie die Endometriose das Herz-Kreislauf-Risiko erhöht, haben Studien folgender Maßen ergeben:

  • 39 Prozent der auf die Endometriose zurückzuführenden Schlaganfälle, wurden durch die Entfernung von Uterus und/oder Ovarien ausgelöst.
  • 16 Prozent sind auf die erfolgte Hormontherapie zurückzuführen.
  • Eine weitere mögliche Ursache für das erhöhte Herz-Kreislauf-Risiko sehen die Forschenden zudem in den Entzündungsreaktionen, die mit der zyklischen Bildung der Schleimhaut verbunden sind.

Damit wurden frühere Studienergebnisse bestätigt, die bereits bewiesen hatten, dass sich Endometriose auf den gesamten Organismus, vor allem auf das Herz-Kreislaufsystem auswirken kann.