Schweinegrippe

Eine Komplikation pro 5000 Impfungen Yvette Meißner, 18.11.2009 15:23 Uhr

Berlin - 

Bei 197 von mehr als einer Millionen Menschen, die in den vergangenen drei Wochen den Schweinegrippeimpfstoff Pandemrix erhalten haben, sind Komplikationen aufgetreten. Insgesamt 652 unerwünschte Ereignisse wurden dem Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) bislang gemeldet.

Am häufigsten wurden Allgemeinreaktionen wie Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit oder Übelkeit registriert. Lokalreaktionen an der Einstichstelle wie Schmerzen, Rötungen und Schwellungen kommen - wie auch aus den klinischen Studien bekannt - laut PEI prozentual häufiger vor als bei saisonalen Grippeimpfstoffen.

Nach Angaben des Instituts verstarben ein zweijähriges Kind und eine 92 Jahre alte Frau im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung; die Todesursachen sind noch nicht geklärt. Beide Personen litten an Vorerkrankungen: Das Kind hatte einen schweren angeborenen Herzfehler, die Frau hatte Bluthochdruck und Nierenfunktionsstörungen.

Dem PEI liegen derzeit elf Verdachtsfälle anaphylaktischer Reaktion vor, die bis zu 40 Minuten nach der Injektion aufgetreten waren. Das entspricht etwa einem Fall pro 100.000 verabreichten Impfdosen. Anders als in Schweden waren nur bei einer Minderheit der Betroffenen Allergien gegen Pollen, Lebensmittel oder Medikamente bekannt. Das PEI empfiehlt den impfenden Ärzten Notfallsets bereitzuhalten.

Sechs neurologische und drei kardiovaskuläre Reaktionen wurden dem Institut zufolge als schwerwiegend bewertet. Dazu zählen beispielsweise ein epileptischer Anfall, Doppelbilder und Wortfindungsstörungen, eine Perimyokarditis und ein Angina pectoris-Anfall. Fälle des viel zitierten Guillain-Barré-Syndroms wurden bislang nicht mitgeteilt. Das PEI führt allerdings eine epidemiologische Studie durch, um etwaige Erkrankungen zu untersuchen.

Eine Änderung der Nutzen-Risiko-Abwägung für das Vakzin ergebe sich aus den Verdachtsfällen bislang nicht, so die Behörde. Einer Sprecherin zufolge ist nicht jedes Ereignis, das nach einer Impfung auftritt, auch durch diese verursacht. Gerade wenn sehr viele Menschen geimpft werden, könnten einige Komplikationen zufällig im zeitlichen Zusammenhang auftreten. Die Sicherheit des pandemischen Impfstoffes werde besonders engmaschig untersucht, sagte die Sprecherin vor dem Start der Impfkampagne.

Neben den Verdachtsmeldungen, die bei der Behörde in einer Datenbank gesammelt und wöchentlich aktualisiert werden, laufen parallel Anwendungsstudien. So sollen zum Beispiel alle geimpften Schwangeren beim Berliner Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie gemeldet werden, um die Verträglichkeit zu beurteilen.

Komplikationen werden von Ärzten und Gesundheitsämtern an das PEI gemeldet. Die Arzneimittelkommission der Apotheker (AMK) stellt auf seiner Webseite ein Meldeformular bereit, das sowohl online ausgefüllt als auch ausgedruckt werden kann. Außerdem bietet der Hersteller GlaxoSmithKline ein Informationsportal speziell für die Pandemie an. Dort können Fachkreise nach der Registrierung Verdachtsfälle melden. Wie viele Meldungen dort bislang eingegangen sind, wollte das Unternehmen auf Anfrage nicht mitteilen.