Diät: Kalorienarme Ernährung kann depressiv machen 28.08.2025 12:20 Uhr
Eine aktuelle Studie konnte einen Zusammenhang zwischen einer Diät und depressiven Symptomen bei Menschen mit hohem Body Mass Indix (BMI) zeigen. Die Wahl der Nährstoffe im Rahmen einer kalorienarmen Ernährung könnte eine entscheidende Rolle spielen, so die Forschenden.
Welche Auswirkungen kalorienarme Ernährungsformen auf depressive Symptome haben, ist bislang noch wenig untersucht. Ziel der Studie „Mental health consequences of dietary restriction: increased depressive symptoms in biological men and populations with elevated BMI“ war es deshalb, den Zusammenhang zwischen restriktiven Diäten und Depressionen zu analysieren – unter Berücksichtigung von Geschlecht und Body-Mass-Index (BMI). Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin „BMJ Nutrition Prevention & Health“ veröffentlicht.
Das Forschungsteam um Gabriella Menniti, Assistenzärztin für Psychiatrie an der Universität Toronto, wertete für eine Querschnittsstudie Daten des National Health and Nutrition Examination Survey aus. Eingeschlossen wurden über 28.000 Erwachsene, die sowohl eine Befragung zur Ernährung als auch zur Erfassung der Depressionsschwere abgeschlossen hatten. Der Fokus lag dabei auf dem Zusammenhang zwischen der Ernährungsform und depressiven Symptomen.
Höheres Risiko für Depressionen
Von allen Teilnehmenden berichteten 7,79 Prozent von depressiven Symptomen während der Diät. Die konkreten Beschwerden wurden mit dem PHQ-9, einem international gebräuchlichen Fragebogen, der depressive Symptome auf einer Skala von 0 bis 27 quantifiziert, erfasst. Höhere Werte stehen dabei für eine stärkere Symptomlast: Ab etwa 5 Punkten spricht man von leichten, ab 10 von moderaten, ab 15 von mittelgradig schweren und ab 20 von schweren Beschwerden.
Im Vergleich zu Personen ohne spezielle Diät hatten Teilnehmer:innen mit einer kalorienreduzierten Ernährung einen um 0,29 Punkte höheren Wert. Bei übergewichtigen Personen fiel der Effekt stärker aus:
- Eine kalorienrestriktive Ernährung war mit einem Anstieg um 0,46 Punkte verbunden.
- Eine nährstoffrestriktive Ernährung war mit einem Anstieg um 0,61 Punkte im PHQ-9 verbunden.
Es stellten sich auch geschlechterspezifische Unterschiede heraus:
- Männer, die irgendeiner Diät folgten, berichteten häufiger von somatischen Symptome als Männer ohne Diät.
- Männer, die eine nährstoffrestriktive Diät einhalten, zeigten zudem einen Anstieg um 0,40 Punkte bei den kognitiv-affektiven Symptomen im Vergleich zu Frauen ohne Diät.
Die Forschenden betonen, dass diese Unterschiede zwar statistisch signifikant sind, im klinischen Alltag aber gering bleiben. Für einzelne Betroffene bedeutet ein Anstieg von weniger als einem Punkt auf der 27-Punkte-Skala des PHQ-9 keine spürbare Verschiebung. Auf Bevölkerungsebene zeigen die Befunde jedoch einen konsistenten Trend: Restriktive Diäten gehen im Durchschnitt mit einer leicht erhöhten Belastung durch depressive Symptome einher.
Die Studie hat allerdings Grenzen: Es handelt sich um eine querschnittliche Analyse, die nur Zusammenhänge, aber keine Kausalität belegen kann. Denkbar ist auch, dass Menschen mit depressiven Symptomen häufiger zu restriktiven Diäten greifen. Zudem beruhen die Angaben zu Ernährung und Stimmung laut Forschungsteam auf Selbstauskünften, die fehleranfällig sein können. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen deshalb weiteren Bedarf an prospektiven Studien, um besser zu verstehen, ob und wie Diäten das Risiko für Depressionen tatsächlich beeinflussen.