Weniger Ansteckungen, kürzere Infektion

Cannabinoidsäuren gegen Sars-CoV-2? Cynthia Möthrath, 02.03.2022 12:15 Uhr

Zwei Verbindungen aus der Cannabispflanze könnten als Hemmstoff für Sars-CoV-2 infrage kommen. Foto: Xiao Zhou/shutterstock.com
Berlin - 

Cannabis-Verbindungen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Auch die Forschung beschäftigt sich zunehmend mit den Einsatzgebieten der verschiedenen Inhaltsstoffe von Cannabis. Nun rückt die Pflanze auch gegen Covid-19 in den Fokus: Wissenschaftler:innen der Oregon State University konnten zeigen, dass zwei Cannabinoidsäuren gegen Sars-CoV-2 wirksam sind.

Die Forschung an möglichen Kandidaten gegen Covid-19 reißt auch zwei Jahre nach Beginn der Pandemie nicht ab. Bei Untersuchungen der Oregon State University sind nun zwei Verbindungen aus Cannabis erstmals in den Fokus gerückt. Konkret handelt es sich dabei um Cannabigerolsäure (CBGA) und Cannabidiolinsäure (CBDA) – beide gehören zur Gruppe der Cannabinoidsäuren.

Cannabinoidsäuren binden an Spike-Protein

Die Wissenschaftler:innen konnten den beiden Verbindungen eine Schutzwirkung gegenüber Sars-CoV-2 zuschreiben: Sie könnten das Virus am Eindringen in die menschlichen Zellen hindern und die Dauer einer Infektion verkürzen. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen wurden im „Journal of Natural Products“ vorgestellt.

Beide Cannabinoidsäuren könnten an das Spike-Protein von Sars-CoV-2 binden und damit einen wichtigen Schritt bei der Ansteckung blockieren. „Diese Cannabinoidsäuren sind in Hanf und in vielen Hanfextrakten reichlich vorhanden”, erläutert Studienautor Richard van Breemen von der Oregon State University. „Sie sind keine kontrollierten Substanzen wie THC, der psychoaktive Inhaltsstoff in Marihuana, und haben ein gutes Sicherheitsprofil beim Menschen. Und unsere Forschung zeigte, dass die Hanfverbindungen gegen Varianten von Sars-CoV-2 gleichermaßen wirksam waren.“

Hemmstoff für den Zelleintritt

Identifiziert wurden die beiden Verbindungen mithilfe der sogenannten Massenspektrometrie. Unter verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln mit Rotklee, Süßholzarten und Hopfen hätten sich die Cannabinoidsäuren herauskristallisiert. „In Labortests zeigte sich, dass Cannabigerolsäure und Cannabidiolinsäure die Infektion menschlicher Epithelzellen durch das Coronavirus-Spike-Protein blockieren können, wodurch der Eintritt von Sars-CoV-2 in die Zellen verhindert wird.“ Dadurch könnten sie als Hemmstoff für den Zelleintritt fungieren oder bestehende Infektionen in ihrer Dauer verkürzen.

Beide Verbindungen könnten oral eingenommen werden und würden bereits seit längerer Zeit am Menschen angewendet, erklärt van Breemen. „Sie haben das Potenzial, eine Infektion durch Sars-CoV-2 zu verhindern und zu behandeln. CBDA und CBGA werden von der Hanfpflanze als Vorläufer von CBD und CBG produziert, die vielen Verbrauchern bekannt sind. Sie unterscheiden sich jedoch von den Säuren und sind in Hanfprodukten nicht enthalten.“