Alzheimer

Bluttransfusion gegen das Vergessen Deniz Cicek-Görkem, 26.01.2018 12:01 Uhr

Alzheimer-Symptome verbessern mittels Bluttransfusion von Gesunden? US-Forscher haben dies an einem kleinen Patientenkollektiv beobachtet. Foto: Alzheimer Forschung
Berlin - 

β-Amyloidplaques, Tau-Protein, Infektionen: Wissenschaftler suchen seit Längerem nach der Hauptursache der nicht-heilbaren Alzheimer-Krankheit. Die Suche nach geeigneten Arzneistoffen gestaltet sich dementsprechend schwierig. US-Forscher haben nun Erkenntnisse einer älteren Untersuchung aufgegriffen: Sie infundierten Alzheimer-Patienten Blutplasma von gesunden Spendern und stellten fest, dass es zu einer Symptom-Verbesserung kam.

Die aktuelle Plasma-Studie zielte darauf ab, die Hypothese von Professor Dr. Tony Wyss-Coray zu überprüfen. Der Neurologe von der Stanford University School of Medicine sowie Wissenschaftler im Veterans Affairs Palo Alto Gesundheitssystem hatte gezeigt, dass Faktoren im Blut von jungen Mäusen das Gehirngewebe verjüngen und die kognitive Leistungsfähigkeit bei alten Mäusen verbessern kann. Forscher der Stanford University School of Medicine berichten nun von den Ergebnissen ihrer präklinischen Untersuchung, bei der Patienten mit leichtem bis mittelschwerem Alzheimer Blutplasma von jungen Spendern infundiert bekommen hatten.

An der Studie nahmen 18 Patienten teil, die in zwei Phasen analysiert wurden. In der ersten Phase erhielten neun Teilnehmer mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Krankheit vier wöchentliche Infusionen. Entweder bekamen sie Plasma, das von 18 bis 30 Jahre alten Spendern erhalten wurde, oder Kochsalzlösung.

Nach einer sechswöchigen Auswaschperiode wurden die Regimes umgekehrt: Diejenigen, die anfänglich Plasma erhielten, bekamen vier wöchentliche Infusionen von Placebo und umgekehrt. Die Studienteilnehmer oder ihre Betreuer erhielten vor und nach der ersten sowie zweiten vierwöchigen Infusionsperiode Fragebögen und Tests zur Feststellung der Stimmung, Kognition und Funktionsfähigkeit. Die Studie sollte primär die Sicherheit, Verträglichkeit und Durchführbarkeit der Verabreichung von Blutplasma-Infusionen von jungen Spendern an Teilnehmern mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Krankheit untersuchen.

Die Forscher der Stanford University School of Medicine fanden Hinweise für eine Symptom-Verbesserung: Die Plasma-Empfänger konnten sich besser daran erinnern, Medikamente einzunehmen, Rechnungen zu bezahlen und eigene Mahlzeiten zuzubereiten. Studienleiterin Dr. Sharon Sha berichtete von den Ergebnissen kürzlich auf einer Konferenz in Boston. Die Infusion wurde von den Patienten sehr gut vertragen.

Die Teilnehmer zeigten bei zwei von drei verschiedenen Beurteilungen der Funktionsfähigkeit statistisch signifikante Verbesserungen. Stimmung und Leistungsfähigkeit haben sich hingegen statistisch nicht signifikant verbessert. „Weitere Studien mit einer größeren Anzahl von Teilnehmern werden notwendig sein, bevor Schlussfolgerungen über die Wirksamkeit erzielt werden können“, sagt Sha, Associate Professorin für Neurologie und Neurowissenschaften.

„Ich freue mich zu sehen, dass die Verabreichung wiederholter Plasma-Infusionen an älteren Menschen mit Alzheimer-Krankheit sicher ist und dass wir zu größeren Studien übergehen können“, kommentiert Wyss-Coray, der Ideengeber der Studie. „Aber ich bin auch realistisch genug, um zu wissen, dass es sehr einfach ist, Krankheiten bei Kleintieren zu heilen und beim Menschen eine Million Mal schwieriger.“