Bedeutung der Pille nimmt weiter ab 18.08.2025 17:19 Uhr
2024 bekamen nur noch 22 Prozent der unter 22-jährigen Frauen und Mädchen die Pille verschreiben. 2015 lag der Anteil noch bei 43 Prozent, wie eine aktuelle AOK-Auswertung von GKV-Verordnungsdaten zeigen. Anlass für die Erhebung war der 65. Jahrestag der Markteinführung der Pille als Verhütungsmittel.
Präparate mit einem niedrigeren Risiko für tiefe Beinvenenthrombosen und Embolien hatten dabei im vergangenen Jahr einen Verordnungsanteil von 48 Prozent, was etwa so viel wie im Vorjahr war. Das bedeutet aber auch, dass der Anteil risikoreicherer Präparate gleich hoch geblieben ist. Damit gebe es diesmal keine positive Entwicklung in diesem Bereich zu vermelden, aber immerhin sei der Anteil der risikoreicheren Präparate immer noch deutlich geringer als vor zehn Jahren, als er bei 63 Prozent lag.
Dr. Eike Eymers, Ärztin im Stab Medizin des AOK-Bundesverbandes, hat hierfür mehrere Erklärungsansätze: So habe sich Informationslage zu Risiken und Nebenwirkungen hormoneller Verhütung stark verbessert und ausdifferenziert: „Junge Frauen informieren sich proaktiver und genauer. Das führt zu einer kritischeren Einstellung gegenüber der Einnahme von Hormonen und zu einer bewussteren Entscheidung für risikoärmere Präparate.“
„Das Selbstverständnis der jüngeren Generation und ein größeres Selbstbewusstsein junger Frauen spielen sicherlich auch eine Rolle. Verhütung ist nicht mehr alleinige Frauen-Sache. Befragungen zeigen, dass andere Verhütungsmethoden an Bedeutung gewonnen haben. So wird das Kondom gerade bei jungen Menschen als zweithäufigste Methode zur Empfängnisverhütung genutzt“, nennt Eymers einen weiteren Grund.
Zudem machten junge Menschen heute oft erst später sexuelle Erfahrungen als das noch vor zehn oder 20 Jahren der Fall war. Bei hormoneller Verhütung seien eine gute ärztliche Beratung und Aufklärung wichtig, um dem Risiko für venöse thromboembolische Ereignisse gerecht zu werden. „Ein erhöhtes Risiko entsteht zudem durch Rauchen und Übergewicht. Auch ein mögliches familiäres Thromboserisiko sollte auf jeden Fall erfasst werden“, so Eymers.
Am 18. August 1960 kam die erste Antibaby-Pille in den USA auf den Markt; ein Jahr später folgte Deutschland.