Arzneimittelinteraktionen

Klinische Prüfung im Nano-Bereich APOTHEKE ADHOC, 20.02.2013 15:37 Uhr

Nano-Dosierung reicht: Mit Hilfe der Massenspektrometrie lassen sich Interaktionen auch bei kleinsten Dosierungen nachweisen. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Klinische Studien an gesunden Probanden könnten künftig sicherer werden: Pharmakologen des Universitätsklinikums Heidelberg fanden heraus, dass Wechselwirkungen von Arzneimitteln bereits bei niedrigsten Dosen im Nanogramm-Bereich nachweisbar sind. Wirkung und Nebenwirkungen treten hier allerdings noch nicht auf. Die Untersuchung wurde im medizinischen Fachjournal „Clinical Pharmacology & Therapeutics“ veröffentlicht.

Den Forschern zufolge verursachen Arzneimittelinteraktionen etwa 2 Prozent der Krankenhausaufenthalte. Bislang seien aber nur wenige Kombinationen systematisch auf ihre Wechselwirkungen geprüft.

Um Interakionen festzustellen, würden derzeit Tierversuche und klinische Prüfungen an gesunden Probanden mit therapeutisch wirksamen Dosierungen durchgeführt. Die Studienergebnisse seien allerdings nur bedingt übertragbar, so die Forscher. Gesunde reagierten anders auf ein Arzneimittel als Erkrankte. Zudem werde der Organismus der Gesunden stark belastet.

Die Forscher untersuchten, wie sich eine drastische Dosisverminderung auf die Wechselwirkungen auswirkt. Dazu erhielten zwölf gesunde Studienteilnehmer gleichzeitig Ketoconazol und Midazolam. Die Dosis betrug 0,0000001 Gramm, war also 30.000 Mal geringer als die eigentliche therapeutisch eingesetzte Menge.

Die beiden Wirkstoffe konkurrieren um das Cytochrom P450 3A. Ketoconazol hemmt das Leberenzym, wodurch Midazolam nicht abgebaut werden kann. Die Hemmung der Enzyme konnte auch im Nanogramm-Bereich nachgewiesen werden.

Die Wissenschaftler entnahmen den Probanden zu unterschiedlichen Zeiten Blutproben. Mit Hilfe der Massensprektrometrie quantifizierten sie in den Proben die jeweilige Menge von Midazolam und dem Hauptabbauprodukt 1-Hydroxymidazolam. Die Ergebnisse wurden mit Daten höherer Dosen verglichen. Die Forscher stellten mit Hilfe der Massenspektrometrie fest, dass sich die Eliminitationskurven ähnelten.

Die Wissenschaftler hoffen nun, die Interaktionsstudien auch an erkrankten Probanden durchführen zu können. Weitere Wechselwirkungen an anderen Enzymen sollen ebenfalls untersucht werden.