Orale Kontrazeptiva

AOK: Weniger Pillen mit höherem Risiko verordnet APOTHEKE ADHOC, 15.08.2018 09:04 Uhr

Lag die Zahl der Verordnungen über kombinierte orale Kontrazeptiva mit höherem Risiko für Mädchen und junge Frauen bis 20 Jahren im Jahr 2015 noch bei 66 Prozent, waren es im vergangenen Jahr noch 55 Prozent. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Verordnungen risikoärmerer Pillen nehmen zu. Im Gegenzug ist die Anzahl der Verordnungen über orale Kontrazeptiva mit einem höheren Risiko für Thrombosen und Embolien rückläufig. Darüber berichtet die AOK auf der Grundlage einer aktuellen Analyse der GKV-Verordnungsdaten.

Lag die Zahl der Verordnungen über kombinierte orale Kontrazeptiva mit höherem Risiko für Mädchen und junge Frauen bis 20 Jahren im Jahr 2015 noch bei 66 Prozent, waren es im vergangenen Jahr noch 55 Prozent. Im Vergleich steigt auf Grundlage einer Detailanalyse der Verordnungsanteil der risikoärmeren Pillen mit den Gestagenen Levonorgestrel, Norethisteron und Norgestimat von noch 31 Prozent im Jahr 2007 auf 45 Prozent im Jahr 2017. Die Anteile der Pillen mit den risikoreicheren Gestagenen Drospirenon, Desogestrel und Gestoden sind im Gegenzug im gleichen Zeitraum von 33 Prozent auf 7 Prozent stark rückläufig.

„Gleichzeitig hat die Verordnung von neueren Pillen zugenommen, deren langfristiges Risiko noch unklar ist“, so Dr. Eike Eymers, Ärztin im Stab Medizin des AOK-Bundesverbandes. Die Zahlen zeigen: Der Verordnungsanteil von Pillen mit dem Gestagen Dienogest ist von 19 Prozent im Jahr 2007 auf 35 Prozent im Jahr 2017 gestiegen, dabei könne das Risiko für venöse Thomboembolien noch nicht abschließend beurteilt werden. „Um die Mädchen und jungen Frauen keinen unnötigen Risiken auszusetzen, sollten die verordnenden Ärzte Nutzen und Risiko abwägen und je nach Gesundheitszustand der Patientin einen Wechsel auf die erprobten Präparate in Betracht ziehen.“

Das Verordnungsverhalten zeigen regionale Unterscheide: Bremen ist mit einem Anteil von etwa 49 Prozent im vergangenen Jahr das Bundesland mit der niedrigsten Verordnungsanzahl risikoreicher Pillen. Schlusslichter sind Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und das Saarland: Hier lag der Anteil im Jahr 2017 jeweils bei etwa 59 Prozent. Den größten Rückgang verzeichnete in den vergangenen fünf Jahren Bayern. Hier sank die Anzahl der von knapp 70 Prozent im Jahr 2012 auf 55 Prozent in 2017.

Seit etwa vier Jahren empfiehlt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) insbesondere jungen Frauen, die zum ersten Mal die Pille verordnet bekommen, ein Präparat mit geringerem Thrombose- und Embolierisiko zu verschreiben. „Gerade bei jungen Erstanwenderinnen sollte man auf Arzneimittel setzen, zu deren Sicherheit Langzeitstudien vorhanden sind. Diese Botschaft kommt offenbar langsam, aber sicher in der Praxis an“, sagt Eymers.

Dennoch bestehe Verbesserungspotenzial: „Im vergangenen Jahr entfielen immer noch mehr als die Hälfte aller Pillen-Verordnungen für die jungen Frauen auf Präparate mit einem erhöhten oder unklaren Risiko für die Bildung von venösen Thromboembolien.“

Verwenderinnen oraler Kontrazeptiva sollten auf die typischen Anzeichen einer Thrombose oder Embolie achten, rät die AOK. Typisch für eine tiefe Beinvenenthrombose seien starke Schmerzen im Bein, Schwellungen des Beines sowie ein Spannungs- oder Schweregefühl im Bein oder etwa Verfärbungen oder glänzende Haut. Wenn Symptome bemerkt werden, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.