Neue Darreichungsform

Amoxiclav als Granulat für Erwachsene Alexandra Negt, 30.01.2021 08:57 Uhr

Für Patienten, die schlecht schlucken können bietet das neue Amoxiclav Granulat von Ellen eine neue Therapieoption. Foto: ThamKC/Shutterstock.com
Berlin - 

Bislang waren für Erwachsene nur feste orale Darreichungsformen mit Amoxicillin und Clavulansäure verfügbar. Nun ergänzt Elpen sein Portfolio um ein Granulat zur Herstellung einer Suspension. Mit Amoxiclav-Elpen 875 mg/125 mg ist nun erstmals eine trinkbare Formulierung für Erwachsene mit diesen Wirkstoffen am Markt.

Der Hersteller Elpen bringt ein lösliches Amoxicillin für Erwachsene auf den Markt. Bisher waren nur Säfte für Kinder erhältlich. Mit der Einführung von Amoxiclav-Elpen 875 mg/125 mg steht nun auch Erwachsenen mit Schluckbeschwerden eine Therapieoption mit dem Penicillin zu Verfügung. Indiziert ist das Pulver bei Erwachsenen und Kindern mit mindestens 40 Kilogramm Körpergewicht. Anwendungsgebiete sind beispielsweise die bakterielle Mittelohr- oder Nasennebenhöhlenentzündung, Bronchitis, Zystitis oder Abszesse im Mund.

Bei den meisten Infektionen muss das Präparat zweimal täglich angewendet werden. Hierfür muss das Pulver in stilles Wasser eingerührt werden. Die Suspension sollte zügig getrunken werden. Bei Kindern kann eine Aufteilung des Beutelinhaltes auf zwei Dosen notwendig sein. Wichtig: Vor Beginn der Behandlung mit Amoxicillin muss der Patient nach früheren Überempfindlichkeitsreaktionen auf Penicilline, Cephalosporine oder andere Betalaktam-Antibiotika befragt werden.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Je nachdem wie lange das Antibiotikum eingenommen wird, kann die körpereigene Darmflora geschädigt werden. Hier empfiehlt sich der gezielte Wiederaufbau durch die Einnahme von Probiotika. Den Betroffenen können verschiedene Mittel empfohlen werden. Es sind Kapseln, Tropfen oder Pulver am Markt. Wichtig: Die regelmäßige Einnahme über einen gewissen Zeitraum. Zum Zeitpunkt der Ersteinnahme gibt es zwei unterschiedliche Varianten. Entweder startet der Patient gleichzeitig mit der ersten Einnahme des Antibiotikums, oder die Darmsanierung beginnt erst nach erfolgreich abgeschlossener antibiotischer Therapie. Beide Therapieschemata haben den Wiederaufbau der mitunter angegriffenen Darmflora zum Ziel. Wird das aufgelöste Pulver zu einer Mahlzeit eingenommen, so können gastrointestinale Nebenwirkungen weitestgehend reduziert werden.

Bei Vorlage einer Verordnung über das Amoxiclav-Pulver muss bedacht werden, dass die Darreichungsform nicht ausgetauscht werden kann. Sind nur Tabletten oder Kapseln vorrätig, muss die Apotheke das Pulver bestellen – eine Alternativabgabe ist nicht ohne weiteres möglich. Das Pulver unterliegt keiner Festbetragsregelung, somit fallen für den Patienten keine Mehrkosten an. Im Gegensatz zu Säften unterliegt das einzeldosierte Amoxiclav-Elpen keiner Verordnungseinschränkung. Die ärztliche Verordnung kann ohne Begründung erfolgen. Es sind zwei Packungsgrößen erhältlich. Die N1-Packung enthält 10 Beutel, die N2-Packung 20 Beutel.

Auch bei der trinkbaren Version gilt: Antibiotika sollten immer bis zum Ende genommen werden. Ein zu früher Therapieabbruch kann zum einen zu einem Rezidiv führen, zum anderen werden Resistenzen begünstigt. Die Resistenzentwicklung von Bakterien war bis Ende der 80er-Jahre relativ stabil, im Zuge der Globalisierung stieg sie seitdem stark an. In den 90er-Jahren wurden außerdem zahlreiche Breitbandantibiotika zugelassen. Durch vermehrten Einsatz und fehlerhafte Einnahme entwickelten sich Resistenzmechanismen – in diesem Zeitraum bildeten beispielweise Penicillin-sensitive Bakterienstämme die ß-Laktamasen aus. Deshalb erfolgt bei Penicillinen wie Amoxicillin häufig der Zusatz von Clavulansäure. Ohne eigene antimikrobielle Aktivität wirkt der Stoff als kompetitiver Inhibitor gegenüber bakteriellen Betalaktamasen.