Fettleibigkeit verschlechtert die Prognose

Adipozyten fördern Brustkrebswachstum Sandra Piontek, 29.09.2022 10:49 Uhr

Bildgebende Darstellung Mamma
Das Wachstum von Brustkrebszellen könnte von Adipozyten gefördert werden. Foto:shutterstock.com/Gorodenkoff
Berlin - 

Neue Untersuchungen zeigen, dass die Prognose von Brustkrebs durch Fettleibigkeit ungünstig beeinflusst werden kann, insbesondere die Neigung zur weiteren Ausbreitung. Durch die Erkenntnisse könnte eine neue Richtlinie für die Behandlung erstellt werden.

Forscher:innen des Nationales Institut für Gesundheit und medizinische Forschung (INSERM) fanden in Zusammenarbeit mit der Paul Sabatier Universität Nationales Zentrum für wissenschaftliche Forschung einen direkten Zusammenhang zwischen Übergewicht und aggressiven Krebszellen. Zwischen Fett- und Tumorzellen bestehe eine Wechselwirkung. Die Adipozyten finden demnach eine Art Nische in der Nähe von Brusttumoren. Die Fettzellen seien dort in der Lage, die Merkmale von Krebszellen umzuwandeln. Resultierend steige die Aggressivität der Tumorzellen.

Adipozyten programmieren Krebszellen um

Der größte Teil der Brust wird durch Fettgewebe gebildet. Die darin enthaltenen Fettzellen können viele Proteine absondern, die wiederum zur Entwicklung von Brustkrebs beitragen könnten. Das Team um Philippe Valet und Catherine Muller nutzten hierfür ein Original-Cokultur-System: ein komplexes Modellsystem, zur gleichzeitigen Kultivierung verschiedener Zelltypen. Es soll dabei das Zusammenspiel der Zellarten im natürlichen Umfeld nachgestellt werden. Als Grundlage dienten in diesem Fall Mamma-Tumorzellen und Adipozyten. In diesen Zellen zeigte sich eine Änderung an einigen Proteinen, einschließlich dem Interleukin-6-Protein (IL-6). Dieses ist verantwortlich für die Regulation von Entzündungsprozessen im Körper.

Metastasen durch Fettzellen

Die Forscher:innen fanden heraus, dass die Fettzellen mit dem Tumor interagieren und für einen Anstieg der Metastasierung sorgen. Somit wird der Tumor insgesamt aggressiver. Weiterhin entdeckte das Team, dass Adipozyten in der Nähe von großen menschlichen Tumoren mit Beteiligung von Nervensträngen mehr IL-6 enthalten. Somit könnte das Protein an der Ausbreitung von Brustkrebs beteiligt sein. Die Ergebnisse der Studie wiesen darauf hin, dass Fettleibigkeit die aggressive Wirkung von Tumoren verstärken könne. Diese Hypothese müsse aber noch für den Menschen verifiziert werden.

Übergewicht fördert Krebs

Starkes Übergewicht wird immer mehr zum Problem. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) warnt schon seit Jahren vor den Folgen bei adipösen Kindern und Jugendlichen. Das Risiko als Erwachsener an Krebs zu erkranken steigt signifikant mit jedem Kilo zuviel. Die Entzündungswerte werden durch ungesunde Fetteinlagerungen erhöht und können langfristig Krebs auslösen. Auch hier spielt das proinflammatorische Zytokin eine wichtige Rolle. IL-6 kontrolliert das Wachstum und Überleben von Tumorzellen. Ein hyperaktives IL-6 wird allgemein als krebsfördernd angesehen und ist in den meisten Tumoren als Onkogen bekannt ist. Viele Therapien zielen daher auf eine Suppression von IL-6.