Bayern und Sachsen-Anhalt

Zecken-Gefahr: Drei neue FSME-Risikogebiete ausgewiesen APOTHEKE ADHOC, 03.03.2023 16:10 Uhr

In drei weiteren Landkreisen sollten Menschen laut RKI nun besonders aufmerksam den gesamten Körper nach einem Naturspaziergang nach Zecken absuchen. Foto: KPixMining/shutterstock.com
Berlin - 

In Bayern und Sachsen-Anhalt sind die Risikogebiete für die meist von Zecken übertragene Hirnentzündung FSME ausgeweitet worden. Neu hinzugekommen sind die Landkreise Anhalt-Bitterfeld und Fürstenfeldbruck sowie der Stadtkreis München, wie das Robert Koch-Institut (RKI) in einem aktuellen Bericht mitteilt. Damit seien nun knapp 180 Kreise bundesweit als Risikogebiete ausgewiesen.

FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis. Überwiegend verlaufen die Infektionen mit den Viren ohne Symptome. Das Risiko einer schweren Erkrankung ist bei Menschen über 60 Jahren deutlich erhöht.

Menschen, die in FSME-Risikogebieten wohnen, arbeiten oder sich dort aus anderen Gründen aufhalten und dabei ein Risiko für Zeckenstiche haben, empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) eine FSME-Impfung. 98 Prozent der 2022 übermittelten FSME-Erkrankten sei aber nicht oder unzureichend dagegen geimpft gewesen, schreibt das RKI. Die Impfquoten seien auch in Risikogebieten auf niedrigem Niveau. Ein hoher Anteil von Fällen gelte somit als vermeidbar.

Infektionen vor allem in Süddeutschland

Die Einstufung von Risikogebieten basiert auf Daten zu gemeldeten FSME-Erkrankungen von 2002 bis 2022. Ein Infektionsrisiko besteht laut RKI vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und seit dem Vorjahr auch im südöstlichen Brandenburg. Hinzu kommen einzelne Risikogebiete in anderen Bundesländern. Dem RKI zufolge kommt es vereinzelt auch zu Infektionen außerhalb ausgewiesener Risikogebiete.

2022 wurden dem RKI-Bericht zufolge 546 FSME-Erkrankungen übermittelt, 30 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Ein kleiner Teil der Betroffenen infizierte sich wohl im Ausland. Die erfassten Fallzahlen schwankten seit 2001 stark zwischen 195 (2012) und 717 (2020), hieß es. 2022 wurden zwei Todesfälle in dem Zusammenhang verzeichnet.

Schutz durch Impfung

Meist werden Zeckenstiche als mögliche Infektionsquelle angegeben. Betroffene bemerkten den Stich aber nicht immer. Übertragungen sind laut Bericht auch durch Rohmilch möglich, dies sei aber selten.

Den zuverlässigsten Schutz biete die FSME-Impfung, schreibt das RKI. Da FSME-Viren bereits bei Beginn des Saugakts in den Menschen kämen, müssten sie umgehend entfernt und die Wunde desinfiziert werden. Späteres Absuchen des Körpers und Herausziehen von Zecken schütze wenig. „Zeckenstiche können zum Teil durch Schutzmaßnahmen wie das Tragen geschlossener Kleidung, das Vermeiden von Unterholz und hohen Gräsern und das Verbleiben auf festen Wegen verhindert werden.“

Lyme-Borreliose

Zecken können auch die Erreger der Lyme-Borreliose übertragen, was oft erst Stunden nach Beginn des Saugakts erfolgt. Sie ist laut RKI wesentlich häufiger und komme deutschlandweit vor. Ausgelöst wird die Lyme-Borreliose durch das Bakterium Borrelia burgdorferi. Die systemische Infektion gilt dabei als die häufigste durch Vektoren übertragene Krankheit in der nördlichen Hemisphäre. Laut Schätzungen sind jedes Jahr etwa 130.000 Menschen in Europa betroffen.

Die Symptome sind unterschiedlich ausgeprägt und können aufgrund der Diffusität eine Diagnose erschweren, da sie häufig fehlinterpretiert werden. Fehlt beispielsweise eine typische Wanderröte, gleichen die ersten Anzeichen eher einem grippalen Infekt: Müdigkeit, Fieber und Kopfschmerzen. Weiterhin kann es zu einer leichten Nackensteifheit und Gelenkbeschwerden kommen. Tritt bei Betroffenen jedoch ein sich allmählich ausbreitender erythematöser Ausschlag (Erythema migrans) auf, fällt die Diagnose leichter.

Behandlungserfolg abhängig von schneller Therapie

Eine schnelle Behandlung ist jedoch wichtig, um weitere schwerwiegendere Komplikationen auszuschließen. Denn bleibt die Borreliose unbehandelt, kann sie Arthritis, Herzentzündungen oder Schäden am Nervensystem hervorrufen. Dass der Bedarf einer Impfung gegen Borreliose steigt, kann durch die geografische Ausbreitung der Krankheit belegt werden. Aktuell steht für die Therapie nur eine Antibiose zur Verfügung. Üblicherweise wird zur oralen Behandlung Doxycyclin oder Amoxicillin eingesetzt. Therapiealternativen sind Cefuroximaxetil oder Azithromycin. Je früher die Behandlung einsetzt, desto besser ist der Behandlungserfolg.