Blutspende

Wegen Hitze: Blutvorrat wird knapp dpa, 15.09.2016 18:14 Uhr

Herbsthitze hält ab: Der Sommer und andere Umstände haben viele Menschen in den vergangenen Wochen von einer Blutspende abgehalten. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin/Düsseldorf - 

Sommerferien, Großereignisse und die Herbst-Hitze haben bei den Blutspendediensten in Deutschland für relativ leere Lager gesorgt. Es drohe ein Engpass, warnen mehrere Dienste eindringlich. „In dieser Schärfe haben wir so eine Situation noch nicht gehabt bundesweit“, sagte Kerstin Schweiger, Sprecherin der Blutspendedienste Ost des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Weil bundesweit über längere Zeit deutlich weniger als üblich gespendet worden sei, könnten sich die regionalen Dienste auch kaum gegenseitig aushelfen.

Viele Blutprodukte und -konserven sind nur kurze Zeit haltbar, deshalb werden kontinuierlich Spenden benötigt. Der Weg vom Spender bis zum Patienten dauert nach DRK-Angaben bis zu 36 Stunden, auch weil die Präparate erst angefertigt werden müssen. Das DRK deckt mit seinen Blutspendediensten etwa 70 Prozent des Blutbedarfs in Deutschland ab. Die meisten Produkte aus Spenderblut erhalten Krebspatienten.

Schweiger sieht eine Verkettung mehrerer Umstände als Grund für die außergewöhnlich lange Durststrecke: Erst lockte die Fußball-EM potenzielle Spender vor die Fernseher, dann begannen die für Blutspendedienste traditionell mauen Sommerferien – und Olympia.

Schließlich setzte die Septemberhitze ein. „Diese Hitzewelle macht auch Gesunden zu schaffen“, sagte Schweiger. Selbst manche Spendewillige könnten etwa wegen Kreislaufproblemen nicht zur Ader gelassen werden.

Notfälle könnten aktuell zwar noch versorgt werden, sagte der Sprecher der DRK-Blutspendedienste West in Düsseldorf, Stephan Küpper. Einige Kliniken müssten aber mangels Spenderblut bereits umplanen. Der private Blutspendedienst Haema teilte kürzlich mit: „Alle Operationen, die ohne Gefahr für den Patienten verschoben werden können, stehen hinten an.“

An der Düsseldorfer Universitätsklinik etwa fehlten laut DRK in den vergangenen Wochen täglich bis zu 30 Prozent an Blutspendeaufkommen. Panik verbreiten wolle man nicht, betonte Küpper. Er gab aber zu bedenken, dass eine Versorgung im Katastrophenfall mit erhöhtem Konservenbedarf angesichts der aktuell knappen Vorräte nicht mehr gewährleistet sei.

Die Blutspendedienste appellieren auch an Menschen, die bisher keine Spender waren, nun umzudenken. „Die Hilfe wird ankommen“, sagte Schweiger. Noch lasse sich das Ruder herumreißen. In Deutschland spenden nach DRK-Angaben im Schnitt etwa drei Prozent der gesamten Bevölkerung Blut. Spender müssen mindestens 18 Jahre alt sein.