Begrenzte Plätze für schwere Verläufe

Website zur Abfrage freier Beatmungsplätze gestartet Alexandra Negt, 19.03.2020 14:42 Uhr

Um eine bessere Organisation und Belegung der verfügbaren Beatmungsplätze in deutschen Kliniken zu bestätigen gibt es seit heute eine Internetseite auf der Ärzte sich über freie Plätze informieren können. Foto: Olena Yakobchuk/ Shutterstock.com
Berlin - 

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), das Robert Koch-Institut (RKI) und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) haben eine Website ins Leben gerufen, die deutschlandweit über freie Beatmungsplätze in Kliniken informiert. Die Internetseite ist ab heute online.

Ab heute wird eine Website freigeschaltet, die über freie Beatmungsplätze in allen Kliniken Deutschlands informiert. Auf der Internetseite findet sich eine Liste über die Anzahl der registrierten Plätze und der aktuelle Stand von freien Plätzen je Klinik. „Die Möglichkeiten einer maschinellen Beatmung von Covid-19 Patienten hat sich in schwer betroffenen Ländern wie China und Italien als das Nadelöhr in der aktuellen Pandemiesituation gezeigt“, erklärt Professor Christian Karagiannidis, Sprecher der DIVI-Sektion „Lunge – Respiratorisches Versagen“ und Leiter des ECMO-Zentrums der Lungenklinik Köln-Merheim. „So haben wir zur Vernetzung der Krankenhäuser und ihrer Intensivstationen jetzt ein System entwickelt, um deutschlandweit die Kapazitäten auf den Intensivstationen tagesaktuell darzustellen.“

Das Register enthält Daten zu Beatmungsplätzen von mehr als 1000 Kliniken aus ganz Deutschland, es ist das erste Mal, dass solche Datensätze zentral erfasst werden und öffentlich einsehbar sind. Damit Intensivmediziner sich auch auf die Zahlen des Registers verlassen können, appelliert die DIVI daran, dass alle Krankenhäuser tagesaktuell ihre Daten in einem geschlossenen Bereich der Datenbank selbstständig einpflegen sollten.

Die DKG wird heut alle Klinikleiter anschreiben und zu einer Zusammenarbeit aufrufen. „Durch die neue Plattform werden wir die Versorgungssituation sicherlich verbessern können und hoffen, mögliche Engpässe zu verhindern,“ so Dr. Gerald Gaß, Präsident der DKG.

Anzahl schwerer Verläufe steigend

„Die weltweite Verbreitung des neuen Coronavirus stellt auch uns in Deutschland vor eine neue Herausforderung,“ so Professor Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Institutes. „In den Krankenhäusern ist mit einem steigenden Bedarf an Intensiv- und Beatmungskapazitäten zur Behandlung von Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen zu rechnen. Deshalb ist es wichtig, dass die DIVI und die DKG unterstützt durch das RKI die Kapazitäten der Intensivbetten digital erfassen und so eine bessere Koordinierung ermöglichen. Ich bitte dringend alle Krankenhäuser, sich an dieser Aktion zu beteiligen. Sie wird helfen, Leben zu retten.“

Register seit H1N1

Nach der H1N1-Pandemie vor über zehn Jahren riefen Experten bereits ein deutschlandweites Netzwerk ins Leben, welches über tagesaktuelle Behandlungsoptionen von beatmungsbedürftigen Patienten informierte. Gelistet waren bisher 85 Kliniken in. Mit dieser Basis wurde nun das neue DIVI-Intensivregister aufgebaut und erweitert. Die Registrierung für Kliniken sei unkompliziert und würde nicht länger als fünf Minuten dauern. „Auch die tagesaktuelle Eingabe der Daten dauert keine fünf Minuten“, weiß PD Dr. Mario Menk, der am ARDS-ECMO Centrum an der Charité – Universitätsmedizin Berlin tätig ist. Der Testbetrieb aus der vergangenen Woche lief gut, sodass das System nun von allen Kliniken genutzt werden kann.

Produktion von Beatmungsgeräten

Auch die Kapazitäten an Geräten werden aktuell erweitert. Seitens der Regierung erhielten bisher zwei Unternehmen Großaufträge zur Herstellung von Beatmungsgeräten. Zum einen erhielt der Medizintechnikhersteller Drägerwerk einen Auftrag über 10.000 Beatmungsgeräte, zum anderen soll das Unternehmen Löwenstein Medical aus Bad Ems mehr als 6500 Geräte liefern.