Alchemist Hennig Brand

Vor 350 Jahren: Apotheker entdeckt den Phosphor APOTHEKE ADHOC, 02.11.2019 08:27 Uhr

Hennig Brands bahnbrechende Entdeckung des Phosphors markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der Chemie und bildete die Grundlage für zahlreiche Erfindungen – wie das Zündholz. Foto: Rainer Schwarz
Berlin - 

Ob die Petroleumlampe, das Streichholz oder Cola: Im Laufe der Geschichte zeichneten sich viele Apotheker auch als Entdecker und Erfinder aus. So auch Hennig Brand: Der Hamburger entdeckte vor 350 Jahren zufällig den Phosphor – und damit das erste Element in der Chemiegeschichte der Neuzeit. Gesucht hatte der Apotheker eigentlich nach dem ewigen Leben, Ruhm und jeder Menge Gold.

Wie andere Zeitgenossen auch hatte Brand sich der Alchemie verschrieben. Der Apotheker suchte im Jahr 1669 nach dem „Stein der Weisen“, einem Allheilmittel, das ewiges Leben ermöglichen sollte. Hierfür experimentierte Brand mit menschlichem Urin. Daraus wollte er eine Substanz herstellen, die Silber in Gold verwandelt.

In einen Brief an den Gelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz beschrieb Brand seine Versuche so: „Man nimmt Harn und dampft ihn zur Sirupkonsistenz ab. Diesen füllt man in eine Retorte und destilliert ihn, bis alles Flüchtige verschwunden ist und bis rote Tropfen erscheinen.“ Die Rückstände destillierte der Apotheker erneut solange, bis nur noch eine schwarze Masse übrigblieb. Diese erhitzte er anschließend über 16 Stunden in einem verschlossenen Steingefäß.

Schließlich schlug sich der Phosphor als weiße wachsartige Substanz nieder. Brand nannte das Ergebnis „kaltes Feuer“, woraus sich auch der Name „phosphorus“ ableitet. Dies bietet im Griechischen „Lichtträger“. Brand war zunächst bemüht, seine Entdeckung geheim zu halten – im festen Glauben, den „Stein der Weisen“ gefunden zu haben. Da der Apotheker aber unter chronischen Geldsorgen litt, verkaufte er seinen vorrätigen Phosphor für 200 Taler an einen Kaufmann.

Einige Jahre nach seiner Entdeckung erhielt Brand auf Vermittlung von Leibniz eine Anstellung beim Herzog von Hannover. Dort sollte der Apotheker Phosphor in größeren Mengen produzieren. Da die Bezahlung des Herzogs nicht ausreichte, um seine Familie zu ernähren, kehrte Brand schon kurz später enttäuscht und kränklich nach Hamburg zurück. Dort verlieren sich schon sehr bald seine Spuren. Über sein Todesdatum ist nichts bekannt.

Bald schon verbreitete sich die Brands Entdeckung des Phosphors. Jedoch blieb die Methode des Apothekers vielen Zeitgenossen rätselhaft. Erst 100 Jahre später wies Carl Wilhelm Scheele das Vorhandensein von Phosphor in menschlichen Knochen nach und entwickelte ein einfacheres Verfahren zur Herstellung. Der wahre Wendepunkt in der Chemiegeschichte bleibt jedoch Brands Fund vor 350 Jahren.

Dieser gilt als Übergang von der magischen Alchemie zur naturwissenschaftlichen Chemie. Der Apotheker entdeckte als Erster einen reinen Naturstoff, der erst durch Labormethoden sicht- und nutzbar wird, also das erste chemische Element der Neuzeit. Viele Erfindungen der Folgezeit, wie etwa Zündhölzer, wurden durch Brands Entdeckung erst möglich gemacht. Dass daraus einmal auch Phosphorbomben entwickelt würden, hatte der Apotheker aber sicher nicht erwartet. Denn er war nur auf der Suche nach ewigem Leben und großem Reichtum.