Versandhandel

Apotheker programmiert ebay-Filter Carolin Bauer, 17.09.2013 09:22 Uhr

Apotheker gegen ebay: Ein Pharmazeut filtert über ein selbst entwickeltes Programm unerlaubte Arzneimittelangebote. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Insuline, Anti-Baby-Pillen oder Opiate: Wer auf ebay nach Medikamenten

sucht, findet nicht nur bei zugelassenen Versandapotheken Angebote.

Immer wieder versteigern auch private Händler Arzneimittel über die

Internetplattform. Ein Apotheker hat das Auktionshaus im Visier. Seit

zwei Jahren beobachtet er den unerlaubten Arzneimittelversand und hat

selbst ein Programm entwickelt, das illegale Angebote findet.

Bislang seien mehrere Tausend unzulässige Angebote entdeckt und per Screenshot archiviert worden, sagt der Apotheker, der namentlich nicht genannt werden will. Die Suchmaschine stöbere unerlaubte Angebote auf. „Das manuelle Suchen durch die Eingabe einzelner Arzneimittelnamen bei ebay ist ziemlich ineffizient und auf Dauer extrem zeitraubend. Also musste eine Automatisierung her“, sagt er. Außerdem stünden Apotheker in der gesetzlichen Pflicht, einem erkennbaren Missbrauch in geeigneter Weise entgegenzutreten.

Das System sei auf unzulässige Arzneimittelangebote privater Händler ausgerichtet. Gewerbliche Anbieter wie Versandapotheken würden davon nicht erfasst. Der IT-Amateur hat alle gängigen beziehungsweise „beliebten“ Arzneimittel und Suchtstoffe eingegeben. Das Programm suche vor allem nach Rx-Medikamenten wie Antbiotika, Psychopharmaka, Injektionspräparaten oder Lifestyle-Medikamenten.

Bei der Suche ist dem Apotheker eine breite Palette von Medikamenten ins Netz gegangen. Darunter waren Insuline, Opiate, Psychopharmaka, Anti-Baby-Pillen, Asthmasprays sowie Cortison-Präparate oder hochdosierte Vitamin-Ampullen.

„Erschreckt hat mich vor allem auch die große Zahl von unbefugten Arzneimittel-Verkäufern, die nachweislich über Jahre hinweg im großen Stil ihr Unwesen treiben konnten und von ebay nicht gestoppt worden sind.“ Schwerwiegende Verstöße meldet der Apotheker nicht nur dem Internetkonzern. Auch Anbieter, Behörden oder Politiker wurden bereits informiert.

Der US-Konzern ist aus Sicht des Apothekers mit der Zahl der täglichen Auktionen überfordert. „Die Kontrollen sind offensichtlich zu lasch und vor allem zu träge“, kritisiert er. Bei Angeboten im Rahmen der Sofort-Kaufen-Option bestehe ohnehin kaum eine Chance, rechtzeitig zu agieren. „Der betreffende Artikel ist dann meist schon verkauft worden, ehe ebay überhaupt in der Lage ist, eingreifen zu können“, so der Apotheker.

Die rechtswidrigen Angebote sind demnach zurückgegangen. Diese Entwicklung führt er auf den Einsatz der Apothekerschaft zurück. „Doch auch heute vergeht noch immer kein Tag, ohne dass Interventionen erforderlich wären.“ Verstöße müssten konsequent geahndet werden, fordert der Apotheker. „Spätestens dann, wenn ein und derselbe Anbieter in dreist-provokanter Weise wiederholt die Regeln verletzt, muss dessen Konto sofort gesperrt und unter Umständen Anzeige erstattet werden.“