Knollenblätterpilz sprießt schon

Vermehrt Einlieferungen mit schwerwiegenden Pilzvergiftungen 08.08.2025 14:19 Uhr

Hannover - 

Nach der Versorgung von mehreren Menschen mit schweren Pilzvergiftungen ruft die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) zur Vorsicht beim Pilzsammeln auf. Demnach sind vor allem Knollenblätterpilze Grund für die teils lebensbedrohlichen Vergiftungen. Diese gehörten zu den giftigsten Pilzen in Deutschland, hieß es. Der MHH zufolge sind sie für 90 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen verantwortlich.

Der Knollenblätterpilz wächst von August bis Oktober in Laub- und Laubmischwäldern. Der Verzehr ist gefährlich, weil das Gift erst mehrere Stunden später wirkt und dann bereits im ganzen Körper ist. Betroffene haben zunächst Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, später kommt es zur Schädigung der Leber. „Im schlimmsten Fall stellt die Leber ihre Funktion ein, so dass nur noch eine Lebertransplantation das Leben der Patienten retten kann“, berichtet Professor Dr. Richard Taubert von der MHH.

An der MHH seien in diesem Monat bereits zwei Personen auf der Überwachungsstation mit dem Gegengift behandelt worden – zum Glück erfolgreich. Zumeist stammten die Patient:innen aus Ländern wie Russland, der Ukraine, aus dem Nahen Osten und Afghanistan. „In den Heimatländern der Betroffenen ist der Knollenblätterpilz weniger verbreitet. Hier in Deutschland wird aufgrund von Unkenntnis die Gefahr des Pilzesammelns oft nicht ausreichend ernst genommen“, so Taubert.

Wer Pilze sammelt, sollte sich nach Angaben der Hochschule und dem Giftinformationszentrum-Nord nicht auf Apps verlassen, sondern sich von Experten schulen und beraten lassen. Zu erkennen sei der Knollenblätterpilz an einem drei bis 15 Zentimeter breiten Hut, der glockig bis schirmartig ausgebreitet ist. An der Unterseite befinden sich weiße Lamellen. Seine Farbe ist grün, grün-gelb oder weiß.

Beim Verdacht auf eine Pilzvergiftung sollte der Notarzt gerufen werden. Für eine spätere Diagnose sollten Pilzreste und Erbrochenes aufgehoben werden. Bei Verdacht auf eine Knollenblätterpilzvergiftung wird direkt mit dem Antidot behandelt, der Nachweis des Giftes wird über eine Urinprobe erbracht.