Heuschnupfen

Trockenheit und Mastjahr: Qual für Pollenallergiker dpa/APOTHEKE ADHOC, 17.05.2022 08:20 Uhr

Dieses Jahr leiden viele Allergiker:innen besonders stark unter juckenden Augen und Niesattacken. Foto: Pixabay
Berlin - 

Neben der Natur freuen sich manchmal auch Pollenallergiker:innen über Regen im Frühjahr. Sie können dann oft besser durchatmen und fühlen sich wohler. Dieses Jahr sind die geringen Regenmengen in vielen Regionen Deutschlands laut einem Experten aber nicht das einzige Problem.

Für manche Pollenallergiker:innen in Deutschland könnte der Frühling dieses Jahr mehr Beschwerden mit sich bringen als üblich. Durch die Trockenheit in vielen Regionen würden Pollen nicht aus der Luft gewaschen, sagte der Landschaftsökologe Matthias Werchan von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst in Berlin. „Wenn der Regen ausbleibt, haben wir eine sehr pollenreiche Luft. Auch zu Boden gefallene Pollen können bei Trockenheit wieder aufgewirbelt werden. Für Allergiker:innen bedeutet das, dass Entlastungstage mit geringerer Pollenkonzentration fehlen.“

Wenn es im Frühjahr regnet, reinigt dies normalerweise erst einmal die Luft von Pollen, Allergiker:innen können dann zum Beispiel bedenkenlos lüften. Ein regenreiches oder eher durchwachsenes Wetter im Frühjahr kann Beschwerden abmildern.

Allergie vom Soforttyp: Der Heuschnupfen zählt zu den Typ-1-Allergien, die häufig auch als Allergien vom „Soforttyp“ bezeichnet werden. Eine wichtige Rolle bei einer Reaktion des Soforttyps sind IgE-Antikörper, die nach der Sensibilisierung gebildet werden. Beim Soforttyp reagiert der Körper auf die Zufuhr bestimmter Allergene in Sekunden bis Minuten mit allergischen Erscheinungen. Bei gesunden Menschen kommen IgE-Antikörper nur in einer geringen Menge im Körper vor. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei Allergikern ein Überschuss an IgE-Antikörpern vorliegt.

Mastjahr beschert besonders viele Pollen

In diesem Frühjahr liegt das Problem laut Werchan aber nicht nur in der Trockenheit: Manche Baumarten hätten ein Mastjahr, in dem sie besonders viele Früchte trügen. Vorher gebe es einen überdurchschnittlich ausgeprägten Pollenflug. „Eiche und Buche haben in vielen Regionen eine starke Saison“, sagte Werchan. Viele Menschen, die auf Birkenpollen allergisch sind, reagierten im Rahmen einer Kreuzallergie auch darauf. Auch die Eschen hatten dem Experten zufolge eine starke Saison, Birke und Erle hingegen weniger. Aktuell gehe der Flug der Gräserpollen hierzulande los: „Die Werte gehen jetzt lokal in eine mäßige, teils auch schon hohe Belastung.“ Die Stiftung gibt unter anderem wöchentliche Vorhersagen zum Pollenflug heraus.

Bei den gelben Schleiern, die man derzeit auf Autos oder Gartenmöbeln kaum übersehen kann, müssen sich Allergiker:innen hingegen keine Gedanken machen, wie Werchan schildert: „Die sichtbaren gelben Pollen stammen in der Regel von Fichte und Kiefer. Durch ihre Größe können sie manchmal die Augen oder die Atemwege reizen. Das ist aber eher ein Fremdkörpergefühl und keine Allergie. Ein starkes Birkenjahr, worunter sehr viele Menschen leiden, wäre hingegen mit bloßem Auge nicht sichtbar – deren Pollen sind einfach zu klein.“

Medikamentös gegen Histamin

Bei Heuschnupfenpatienten setzt der Körper als Abwehrreaktion auf Pollen den Botenstoff Histamin frei. Symptomatisch können Antihistaminika helfen. Je nachdem, welche Symptome im Vordergrund stehen können Apotheker:innen und PTA orale Darreichungsformen wie Tabletten oder lokale Optionen wie Augentropfen und Nasenspray empfehlen. An der Ursache setzt eine Immuntherapie etwa mit Spritzen oder Tabletten, die sogenannte Hyposensibilisierung an. In der Regel sollten Patient:innen damit bereits einige Monate vor der Pollensaison beginnen.

Allergie-Klassiker Cetirizin: Cetirizin gehört zur Gruppe der selektiven, peripheren H1-Rezeptorantagonisten der zweiten Generation. Die Standarddosierung von Cetirizin beträgt ab dem 12. Lebensjahr 10 mg einmal täglich. Antihistaminika wie Cetirizin sollen aufgrund ihrer möglichen zentralen Nebenwirkungen nicht mit Alkohol eingenommen werden. Auch wenn Untersuchungen bisher bei einem Blutspiegel von 0,5 Promille – also etwa einem Glas Wein – keine klinisch bedeutsamen Wechselwirkungen unter der Standarddosierung von Cetirizin feststellen konnten.