Corona verstärkt Gefahr für Jugendliche

Suchtprävention per App APOTHEKE ADHOC, 11.06.2020 07:52 Uhr

Durch die Corona-Krise sind die Suchtgefahren auch für Jugendliche noch verstärkt worden – die Digitalisierung soll Abhilfe schaffen. Foto: DisobeyArt/shutterstock.com
Berlin - 

Die Corona-Pandemie bringt nicht nur gesundheitliche Risiken in Bezug auf eine Ansteckung mit Sars-CoV-2 mit sich. Der Suchthilfeverband Blaues Kreuz verweist zudem auf die erhöhte Suchtgefahr – vor allem für junge Erwachsene – und hat das Angebot weiter digitalisiert: Unter anderem soll die Prävention mithilfe einer App unterstützt werden.

In Deutschland wachsen dem Blauen Kreuz zufolge über 2,65 Millionen Kinder in suchtbelasteten Familien auf. Mehr als 600.000 junge Menschen gelten als medienabhängig. Durch die Corona-Krise seien die Suchtgefahren für Jugendliche zwar noch verstärkt worden – aber auch abseits von Corona würden junge Menschen häufig ein „Gegenmittel für soziale Isolation, Angst, Stress und Langeweile“ in der Mediennutzung und Substanzen suchen.

Digitalisierung als Chance in Corona

Das Blaue Kreuz versucht nun mithilfe der Digitalisierung „neue Brücken zu Beratungs- und Präventionsange­bo­ten zu bauen“. Das Präventionsprogram „blu:prevent“ umfasst eine Smartphone-App sowie eine interaktive Website. In der App sind unter anderem Informationen zu Leistungsdruck, Prüfungsangst und Mobbing in der Schule enthalten, außerdem gibt es Material zu Smartphone- und Videospielsucht. Jugendliche können darüber hinaus auch anonym mit einen Beratungschatbot in Verbindung treten oder den Konsumrechner nutzen.

Auch für Schulen bietet das Programm Hilfestellungen zum Thema Sucht an: Auf der Website kann sich in einem digitalen Klassenzimmer gemeinsam weitergebildet werden. Einzelne Module können von Lehrkräften zusammengestellt werden, um den Unterricht zu gestalten: So kann beispielsweise eine Selbsteinschätzung der Schüler abgefragt oder provokante Thesen zum Thema Sucht diskutiert werden.

Corona erhöht Rückfall-Gefahr

Die Corona-Pandemie stellt die Suchthilfe vor ganz neue Herausforderungen: Denn Selbsthilfegruppen konnten nicht zu ihren Treffen einladen, Beratungsstellen mussten den Publikumsverkehr einstellen und Kliniken und therapeutische Einrichtungen seien zu Schutzmaßnahmen gezwungen.

Die Krise schaffe „ein ideales Umfeld für Suchtmittelmissbrauch“. Dies gilt sowohl für die Drogensucht wie auch für andere Bereiche wie Spielsucht oder Alkoholabusus. Prinzipiell sei die Gefahr für Suchtkranke, in dieser Situation in alte Muster zu verfallen hoch: „Der Griff zur Flasche, der nächste Klick zum Online-Casino oder der nächste Schuss scheinen verlockend.“ Das Kontaktverbot zwinge Menschen zudem, mehr als sonst zu Hause zu bleiben. Auch der vermehrte Konsum von sozialen Medien am Computer oder Smartphone führe häufig vor allem bei bereits vorbelasteten Menschen zu Problemen oder gar Rückfällen. „Angst vor dem Unbekannten, fehlende Unterstützung, Isolation, finanzielle Unsicherheit und Langeweile begünstigen den Griff zum Suchtmittel“, erklärt das Blaue Kreuz.

Das Blaue Kreuz möchte Hilfesuchende weiter unterstützen und bietet deshalb verstärkt Telefon- und Onlineberatung an. Mit 31 Beratungsstellen und über 1050 Gruppen- und Vereinsangeboten ist das Blaue Kreuz Deutschland an über 360 Standorten in Deutschland vertreten.