Stoffwechselerkrankungen

Höheres Demenzrisiko bei Diabetikern dpa, 18.06.2013 15:25 Uhr

Berlin - 

Menschen mit Diabetes mellitus

erkranken deutlich häufiger an einer Demenz und haben öfter

Depressionen als Gleichaltrige ohne die Stoffwechselstörung. So sei

etwa die Gefahr für eine gefäßbedingte Demenz bei Typ

2-Diabetikern bis zu viermal so hoch, eine Alzheimer-Demenz trete 1,5

bis zweimal so häufig auf, berichtete die Deutsche Diabetes

Gesellschaft (DDG). Mehrere Studien hätten dies gezeigt. So führen

schwere Unterzuckerungen – etwa durch fehlerhafte Insulin-Gaben –

offenbar zu weiteren Hirnschädigungen, die eine Demenz

beschleunigen.

Die gefährliche Kombination von Demenz und Diabetes werde noch zu wenig beachtet, betonten die DDG-Experten. Die Fachgesellschaft präsentierte deshalb nun eine weltweit einzigartige Leitlinie „Psychosoziales und Diabetes“, die die Therapie der Betroffenen vereinheitlichen und verbessern soll.

Auch von Depressionen seien Diabetiker besonders betroffen – mit rund 10 Prozent etwa doppelt so stark wie die Normalbevölkerung, betonte Professor Dr. Johannes Kruse vom Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM). Oft komme es zu einer Art Teufelskreis: „Einerseits erhöht die Depression das Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, andererseits gehen die Belastungen der körperlichen Erkrankung einher mit der Entwicklung von depressiven Symptomen.“

In all diesen Fällen sei eine frühzeitige psychotherapeutische Unterstützung wichtig, gegebenenfalls auch ergänzt durch Medikamente, fordern die Ärzte. Dies gelte auch für den im Vergleich zur Normalbevölkerung doppelt so hohen Anteil junger Typ-1-Diabetikerinnen, die an Essstörungen leiden.

„Schwanken Blutzuckerwert und Gewicht bei einer jungen Patientin stark, sollte eine Bulimia nervosa in Betracht gezogen werden“, sagte Professor Dr. Stephan Herpertz von der Ruhr-Universität Bochum. Viele Patientinnen spritzten sich auch bewusst zu wenig Insulin, um dadurch abzunehmen. Doch die Folgen der starken Blutzuckerschwankungen, die somit entstehen, können für Augen, Nieren und Nerven langfristig dramatisch sein.