In Frankreich sorgt ein Gerichtsverfahren gegen die Hauptaktionärin des Kosmetikkonzerns L'Oréal (Vichy, La Roche-Posay) für Schlagzeilen. Liliane Bettencourt, die heute 87-jährige Tochter des Firmengründers Eugène Schueller, liegt mit ihrer Tochter Françoise Bettencourt-Meyers im Clinch. Es geht um vermeintliche Unzurechnungsfähigkeit, angebliche Steuerhinterziehung und geheime Abhöraktionen. Der Skandal zieht Kreise bis in die Politik.

Im Prozess ist der Fotograf François-Marie Banier angeklagt, der als enger Vertrauter von Bettencourt die angebliche Senilität der Milliardärin jahrelang hemmungslos ausgenutzt haben soll: Der 63-Jährige soll zwischen 2001 und 2007 mit Lebensversicherungen, Gemälden und Immobilien im Wert von knapp einer Milliarde Euro beschenkt worden sein.

Bettencourt selbst sagt, sie sei geistig fit und habe alles freiwillig gegeben.
Ihre Tochter sieht das anders und hat nicht nur beantragt, die Mutter unter Vormundschaft zu stellen, sondern auch das Verfahren gegen Banier angestrengt. Der Prozess wurde gleich am ersten Tag unterbrochen, damit die Polizei Tonbänder auswerten kann, die ein Hausangestellter, offenbar im Auftrag von Bettencourt-Meyers, angefertigt hat.

Die Aufzeichnungen lassen offenbar auf zwielichtige Finanzgeschäfte, Justizkungeleien und Bereicherungsversuche von Vertrauten schließen und haben Frankreichs Arbeitsminister Eric Woerth unter Druck gebracht: Dessen Frau kümmert sich zusammen mit anderen um Bettencourts Finanzen, sein Name wird in Gesprächen genannt. Woerth wies die Anschuldigen als skandalös und völlig unberechtigt zurück.

Ein Ende der Familienfehde ist nicht in Sicht: Bettencourt will die Tochter wegen der Abhöraktionen vor Gericht bringen. Schriftlich ließ die Milliardärin erklären, dass sie es sehr bedauere, dass ihre Tochter keine Leidenschaft für L'Oréal entwickelt habe: Françoise wolle sie als Hauptaktionärin ersetzen und die Aktien des Unternehmens verkaufen. „L'Oréal ist mein Leben. Ich werde es bis zum Ende beschützen.“

Bettencourts Vermögen wird auf 17 Milliarden Euro geschätzt. Sie besitzt, ebenso wie der Lebensmittelkonzern Nestlé, rund 30 Prozent an L'Oréal. Der weltgrößte Kosmetikkonzern, der unter anderem die Apotheken-Marken Vichy, La Roche-Posay, innéov, Sanoflore, Skinceuticals und The Body Shop vertreibt, hält seinerseits Anteile an Sanofi-Aventis.