Tiktok, Instagram & Co.

Sickfluencer: Kein Ersatz für medizinische Beratung 05.09.2025 14:51 Uhr

Berlin - 

Influencer:innen, die offen über ihre chronischen oder seltenen Krankheiten sprechen, werden auch als „Sickfluencer“ bezeichnet. Wichtig: Sie ersetzen keine medizinische Fachberatung. Trotzdem können sie Betroffenen ein Gefühl von Gemeinschaft geben. Was unterscheidet sie von Medfluencern und wo sind die Grenzen der digitalen Gesundheitskommunikation?

„Sickfluencer“ teilen in den sozialen Medien wie Tiktok oder Instagram persönliche Krankheitserfahrungen. Oftmals besitzen sie eine enorme Reichweite, insbesondere in der jüngeren Zielgruppe. Das Problem: Meist berichten sie als Betroffene ohne medizinische Fachausbildung über psychische oder chronische Krankheiten. Nicht selten kommt es dabei auch zu Falschinformationen. Zudem sind die sozialen Medien voll von irreführender Gesundheitswerbung für Nahrungsergänzungsmittel (NEM), wie ein Foodwatch-Report kürzlich feststellte.

„Medfluencer“ hingegen verfügen über medizinische, pharmazeutische oder wissenschaftliche Qualifikationen und sind selbst beispielsweise Ärzt:innen oder Apotheker:innen. Sie nutzen soziale Medien für faktenbasierte Aufklärung.

Junge Menschen sind Zielgruppe

Eine aktuelle Studie der Barmer zeigt: 26 Prozent aller Jugendlichen informieren sich zu Gesundheitsthemen über TikTok, Instagram & Co. Das weiß auch Trendforscherin Angel Rose Schmocker von der Zürcher Hochschule der Künste. Sie befasste sie sich mit dem Phänomen „Krank im Netz“ und sagte gegenüber der Apotheken Umschau: „Themen wie Krankheit, Krisen oder private Erlebnisse erzeugen Aufmerksamkeit und binden seit jeher ein Publikum.“

Sickfluencer selbst haben in ihrer Community das Gefühl endlich gesehen und verstanden zu werden. „Die Rolle der Community ist zentral, ebenso wie die häufige Erkenntnis von Betroffenen, dass sie mit ihren Erfahrungen nicht allein sind“,sagt Schmocker. Aber wichtig sei: „Influencer und Community sollten wachsam bleiben und klar zwischen medizinischer Diagnose und der persönlichen Situation unterscheiden“, rät Schmocker. Sie betont:„Soziale Medien sind kein Ersatz für eine medizinische und psychologische Betreuung.“