Bayern

Schlecker, schnelle Wurst und Apotheke Enrico Blasnik, 14.05.2016 16:25 Uhr

Berlin - 

Im bayerischen Gaißach geht seit langem ein Gerücht um: Angeblich soll in der 3000 Einwohner zählenden Gemeinde erstmals eine Apotheke eröffnen. Tatsächlich wagt Christopher Hummel den Schritt und betreibt ab Juni in einem ehemaligen Schlecker-Geschäft seine erste Filiale.

Auf der Suche nach einer neuen Apotheke ist Hummel in vielen Städten unterwegs gewesen. Seit acht Jahren gehört ihm die Kur-Apotheke in Bad Heilbrunn. Per Zufall fiel die Wahl für die erste Filiale auf seinen Heimatort. Der Besitzer der freien Immobilie kennt die Eltern des 41-Jährigen und fragte an, ob der Sohn nicht Lust habe, in der ehemaligen Schlecker-Filiale eine Apotheke zu eröffnen.

Die Pläne sprachen sich in der Gemeinde schnell herum. Viele Bürger hätten nachgefragt und sich gefreut, sagt Hummel. Sie kennen ihn gut. Der Apotheker lebt seit zehn Jahren mit seiner Frau und seinen drei Kindern in dem Dorf. Der Standort war seit einem halben Jahr leer. Nach der Pleite von Schlecker zog zwischenzeitlich ein Imbiss für „‘ne schnelle Wurst“ ein. Dieser konnte sich jedoch nicht halten.

Künftig sollen in der Michaeli-Apotheke an der Moser-Säge Arzneimittel abgegeben werden. Obwohl der Ort „ziemlich weit gezogen ist“, so Hummel, gebe es viele Faktoren, die für Gaißach als Apothekenstandort sprechen: In der Gemeinde lebten zahlreiche Familien mit vielen Kindern. Außerdem liege die Apotheke in unmittelbarer Nähe zu Arztpraxen und biete viele Parkmöglichkeiten. Das sei wichtig, da viele Patienten von der Bundesstraße kämen, so Hummel.

Das Gerede allein reicht dem Apotheker aber nicht als Werbung: Er forderte von der Gemeinde Schilder, die auf den Standort hinweisen. Jetzt kam die positive Nachricht von den Lokalpolitikern: Die Schilder mit Pfeilen und dem Logo der Apotheke sind genehmigt.

In den drei Räumen auf rund 140 Quadratmetern läuft derzeit der Umbau. Schreiner arbeiten am HV-Tisch in der etwa 50 Quadratmeter großen Offizin, Elektriker installieren die letzten Lampen. Es fehlten noch Laborgeräte, Kühlschränke, Möbel und ein Abzug. Ein Kommissionierer ist nicht geplant. Außerdem stünden noch diverse Behördengänge an. Die Gründung sei sehr zeitintensiv, sagt Hummel.

In der Apotheke sollen drei bis vier Mitarbeiter arbeiten. Hummel wird zwischen der Filiale in Gaißach und seiner rund zehn Kilometer entfernten Kur-Apotheke pendeln. An dem neuen Standort will er sich mit gutem Service behaupten: Er vertraue auf persönlichen Kundenkontakt, wie man ihn in der klassischen Landapotheke pflege. Sein Sortiment will er mit Leihprodukten wie Babywaagen und elektrischen Milchpumpen füllen. Zusätzlich bietet er Kompressionsstrümpfe und Inkontinenzprodukte an. Preisschlachten lehne er ab, „denn die vermitteln, dass es den Apothekern gut geht“, so Hummel.