Radebeul

Bürger wettern gegen neue Apotheke Eugenie Ankowitsch, 25.03.2017 19:03 Uhr

Berlin - 

In das Erdgeschoss des ehemaligen „Schleckerhauses“ in Radebeul soll in wenigen Monaten eine Apotheke einziehen. Im Obergeschoss sind Räume für eine Arztpraxis vorgesehen. Gegenüber befindet sich bereits ein Ärztehaus. Während der Bauherr für seine Idee wirbt, die Gesundheitsversorgung an der zentralen Stelle zu bündeln, stößt sie bei den Bürgern offenbar auf wenig Begeisterung.

Noch wird in dem Haus in Radebeul-Ost gebaut. Doch schon bald soll eine Apotheke in die 160 Quadratmeter große Räume der ehemaligen Schlecker-Filiale einziehen. So plant es zumindest der Besitzer des Gebäudes, Gerhard Rentsch.

Die Apotheke soll laut den Berichten der Sächsischen Zeitung zwei Eingänge bekommen. Einer davon soll mit einer Rampe ausgestattet werden, um einen barrierefreien Zugang zur Offizin zu ermöglichen. Das erste Obergeschoss möchte der Investor am liebsten an einen Arzt vermieten. Dafür sei er im Gespräch mit Interessenten. Gegenüber auf der anderen Straßenseite gibt es bereits ein Ärztezentrum, in dem unter anderem eine Internistin, eine Kinderärztin und zwei Orthopäden praktizieren. Deshalb biete es sich an, die Gesundheitsversorgung an dieser zentralen Stelle weiter auszubauen, wird Rentsch in der Lokalzeitung zitiert.

Die Begeisterung hält sich bei vielen Radebeulern allerdings gelinde gesagt in Grenzen. „Niemand braucht noch eine Apotheke“, schreibt beispielsweise Iris Bommel bei Facebook. „Sinnlos verschwendete Ressourcen“, findet Heike Laurentzsch. Die beiden Frauen sind nicht die einzigen, die im Internet ihren Unmut äußern. „Wir haben ja in Ost noch nicht genug Apotheken“, kommentiert Mandy Müller ironisch. „Gegenüber hat Subway geschlossen. Gibt es da schon Interessenten für eine Apotheke? Dann hätten wir auf jeder Straßenseite eine Apotheke“, pflichtet ihr Janet Pumpel bei.

Tatsächlich gibt es in unmittelbarer Nähe bereits drei Apotheken. Die neue käme als vierte in der Mitte noch dazu. Nicht einmal hundert Meter würden sie von der Kristall- und der Sidonienapotheke trennen. Nicht nur die Bürger lehnen eine weitere Apotheke ab, auch Apothekerin Alexandra Gerhardt reagierte mit Unverständnis auf die Pläne des Investors. Ihr gehören die Lößnitz- und die Sidonien-Apotheke in direkter Nähe. In der Lokalzeitung bezweifelt die Pharmazeutin, dass im Schleckerhaus wirklich Konkurrenz einzieht. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand findet“, sagt sie. Noch eine Apotheke in Radebeul Ost würde sich ihrer Ansicht nach nicht lohnen: „Der Standort macht keinen Sinn.“ Sollte trotzdem eine Filiale im Eckhaus einziehen, müsse sie es allerdings akzeptieren.

Nicht nur auf Facebook findet sich kein einziger Kommentar zugunsten der Apotheke. Auch in der Fußgängerzone sprechen sich die befragten Radebeuler entschieden gegen eine weitere Apotheke aus. „Ich halte das für Unsinn“, ließ eine Seniorin die Reporterin der Sächsischen Zeitung wissen. Sie kaufe seit Jahren in derselben Apotheke ein und werde jetzt auch nicht wechseln. Auch ein betagtes Ehepaar findet die Idee nicht gut. Von der neuen Apotheke hätten sie zwar noch nichts gehört. „Aber wenn die wirklich kommt, macht das keinen Sinn“, wird der Mann zitiert. Seine Frau wünscht sich stattdessen einen Drogeriemarkt. Die befragten Bürger hatten stattdessen gänzlich andere Ideen für die Räume: ein schönes Café oder ein Schuhgeschäft. Bei Facebook schlägt eine Nutzerin einen Fischladen vor.

Der Besitzer des Eckhauses an der Hauptstraße plant, dass alle Sanierungsarbeiten bis Mai fertig sind. Die Mieter könnten ab Juni einziehen. Dann wird sich zeigen, es tatsächlich eine neue Apotheke im „Schleckerhaus“ geben wird oder sich die Bürger und der gesunde Menschenverstand durchsetzen können.