Social-Media-Trend

Pillen-Shampoo für volles Haar Nadine Tröbitscher, 22.07.2023 08:02 Uhr

In den sozialen Medien kursiert rund um orale Kontrazeptiva eine weitere Art der Nutzung: die Pille im Shampoo für volleres Haar. Foto: ShotPrime Studio/shutterstock.com
Berlin - 

Volleres Haar gilt für viele Menschen als Schönheitsideal. Um das Haarwachstum zu fördern, gibt es verschiedene Mittel, auch aus der Apotheke. Doch nun nutzen einige Frauen eine besondere Methode: Sie geben ihre Anti-Baby-Pille ins Shampoo. Expert:innen warnen jedoch vor diesem Trend.

Die Pille gehört weiterhin zu den meistgenutzten Methoden zur Schwangerschaftsverhütung – auch wenn die Zahl der Anwenderinnen zurückgegangen ist. In den sozialen Medien kursiert rund um orale Kontrazeptiva schon seit einiger Zeit eine weitere Art der Nutzung: die Pille im Shampoo für volleres Haar. Millionen User:innen folgen dem Trend. Das Ziel: Dank der enthaltenen Hormone soll das Haarwachstum gefördert werden. Und so wird die Pille zum „Lifestyle-Präparat“.

Pille im Shampoo: Nutzen ist fraglich

Die Anti-Baby-Pille soll mit dem Mörser zerkleinert und ins Shampoo gegeben werden. Danach sollen die Haare wie gewohnt gewaschen und auf volleres Haar gehofft werden. Expert:innen zweifeln jedoch an der Wirksamkeit des Trends. Denn die enthaltenen Hormone können in der Regel nicht durch die Kopfhaut sowie die natürliche Barriere des Haars und somit an die Haarwurzel gelangen. Stattdessen könnten sich mitunter sogar Gefahren für die Gesundheit ergeben, nämlich wenn sich das Haarwaschmittel auf dem Körper verteilt und durch dünnere Hautschichten mitunter unkontrolliert Hormone vom Körper aufgenommen werden. Hinzu kommen mögliche Hautreaktionen, wenn die Inhaltsstoffe aus Shampoo und Pille miteinander interagieren.

Orale Kontrazeptiva enthalten synthetische Östrogene und Gestagene und verfolgen ein dreifaches Wirkprinzip: der Eisprung wird verhindert, der Zervixschleim so zäh, dass keine Spermien in die Gebärmutter gelangen können, und die Einnistung einer befruchteten Eizelle ist nicht möglich. Minipillen enthalten dagegen nur Gestagene wie Levonorgestrel oder Desogestrel.

Östrogene besitzen neben ihrer Wirkung auf die Ausbildung von Milchdrüsen, Brust und Gebärmutter auch allgemeine Wirkungen auf den Stoffwechsel und fördern die Bildung der Knochenmatrix.

Gestagene sind synthetische Gelbkörperhormone, die dem körpereigenen Progesteron ähneln und vor allem für die weiblichen Geschlechtsorgane wichtig sind.