20 Lotionen mit Urea

Öko-Test: Zwei Körperlotionen „ungenügend“ APOTHEKE ADHOC, 11.12.2021 09:33 Uhr

Bei trockener Haut greifen viele zu Urea-haltigen Lotionen. Im aktuellen Test von Öko-Test konnten nicht alle Produkte überzeugen. Foto: ADragan/ Shutterstock.com
Berlin - 

Im Winter landet bei vielen eine Körperlotion im Einkaufswagen. Besonders bei der kalten Außentemperatur und der trockenen Raumluft kommt es zu schuppenden Ellenbogen und trockenen Schienbeinen. Doch welche Lotion ist besonders gut geeignet? Öko-Test hat 20 Lotionen mit Urea geprüft, darunter auch Apothekenprodukte. Für zwei Hersteller gab es vernichtende Urteile.

Urea findet sich in zahlreichen Bodylotions und anderen Pflegeprodukten für trockene Haut. Denn bei Harnstoff handelt es sich aufgrund seiner hygroskopischen Eigenschaften um einen natürlichen Feuchthaltefaktor (Natural Moisturing Factor = NMF). Der Stoff hilft der Haut bei der Feuchtigkeitsregulierung. Durch die Bindung von Wasser in der obersten Hautschicht wird diese glatt und geschmeidig. In hohen Konzentrationen wirkt der Stoff sogar keratolytisch und kann im Rahmen der Nagelpilztherapie eingesetzt werden. In Körperlotionen sind Konzentrationen bis 10 Prozent gängig.

Öko-Test hat 20 Produkte mit Urea unter die Lupe genommen. Neben dem Produkt an sich wurde auch die Verpackung geprüft. In puncto Nachhaltigkeit konnte hier nur ein Produkt überzeugen. Allein Aldi füllt die Ombia Med Intensiv Körperlotion in eine Flasche aus 95 Prozent Rezyklat. Mit 2,66 pro 200 ml gehört das Discounter-Produkt zu den Günstigsten im Test.

Eucerin und la Roche-Posay fallen durch

Sowohl die Eucerin Urea Repair Original 10 Prozent Urea Lotion (Beiersdorf) als auch die La Roche-Posay Lipikar Lait Urea 5+ Lotion (La Roche-Posay) fallen durch – das Ergebnis von Öko-Test lautet „ungenügend“. Mit 14,36 Euro (Eucerin) und 9,95 Euro (La Roche-Posay) gehören die Produkte zu den teuersten im Test. Währen Beiersdorf bei der Bewertung der Inhaltsstoffe noch ein „ausreichend“ erhält, wird La Roche-Posay mit einem „ungenügend“ beurteilt. Denn laut Analysen von Öko-Test enthält das Produkt weitaus weniger Urea als deklariert. Die Lipikar Lotion unterschreite den deklarierten Urea-Gehalt um 18 Prozent. Darüber hinaus wurden PEG-Verbindungen und PEG-Derivate sowie halogenorganische Verbindungen in der Lotion gefunden. Auch die enthaltenden Silikone führten zu einer Abwertung.

Immerhin gelobt wird Eucerin für die Deklaration des Lotion-Types. Als einziges Produkt im Test gibt Beiersdorf auf der Verpackung an, dass es sich bei der Urea Repair Lotion um eine W/O-Rezeptur handelt. Diese kann etwas tiefer in die Haut eindringen als eine O/W-Emulsion.

Eubos überzeugt

Doch im Test gibt es auch ein Apothekenprodukt, das überzeugt. Die Eubos Urea Intensive Care 10 Prozent Urea Körperlotion (Dr. Hobein) erhält das Testurteil „gut“. Bemängelt wird hier vor allem der Umkarton, der kein Glas schützt. Das Testergebis der Inhaltsstoffe ist „sehr gut“. Mit 15,25 Euro pro 200 ml gehört das Produkt zu den Teuersten im Test.

Hersteller weist Kritik zurück

La Roche-Posay weist die Kritik zurück: „Die im Test getroffenen Aussagen und Bewertungen zu unserer Marke sind für uns nicht nachvollziehbar und verunsichern die Verbraucher zu Unrecht.“ Die möglicherweise abweichende Konzentration von Urea würde aus dem hygroskopischen Verhalten der Ausgangssubstanz resultieren: „Bei der Herstellung des Produktes setzen wir, wie ausgelobt, 5 Proeznt Urea in der Formel ein. Da Urea ein starkes hydrophiles Profil hat, bindet das Molekül sogenannte Clathrate mit Wasser in der Formel, wodurch es im Endprodukt zu Schwankungen kommen kann.“

Zu den kritisierten Inhaltstoffen (PEG, halogenorganische Verbindungen und Silikone) nimmt der Hersteller wie folgt Stellung: „Polyethylenglykole (PEG) werden als Emulgatoren in Kosmetika eingesetzt. […] Auch gemäß dem amerikanischen Cosmetic Ingredient Review (CIR)-Experten-Panel, das kosmetische Inhaltsstoffe in den USA bewertet, geht von kosmetischen Produkten mit PEG und ihren Derivaten bei vorgesehener Verwendung keine gesundheitliche Gefährdung aus.“

Bei der kritisierten halogenorganischen Verbindung würde es sich um einen Konservierungsstoff handeln. „Auf diese Weise wird die Verkeimung des Pro­dukts und damit eine Schädigung der Verbraucher verhindert. Nach der Kosmetik­verordnung dürfen nur solche Konservierungsstoffe verwendet werden, die beson­ders überprüft und zugelassen worden sind und somit bis zu den erlaubten Kon­zentrationen als ungefährlich für den Menschen bewertet worden sind.“ Zum Punkt Silikone wird nur auf die Funktion im Produkt verwiesen: „Silikone sind synthetische Stoffe, bestehend aus der Verbindung von Sauerstoff und Silizium. Silikone finden sowohl in Produkten der Haarpflege als auch der Hautpflege, oft als Ölkomponente und in wasserlöslicher Variante, Verwendung.“

Beiersdorf kritisiert Checklisten-Ansatz

Beim Eucerin-Produkt führte der Einsatz von PEG/PEG-Derivaten, von mehr als 1 Prozent Paraffinen sowie die Einarbeitung von synthetischen Polymeren zur Abwertung. „Öko-Test bewertet Produkte im Wesentlichen über einen Checklisten-Ansatz, der beim Einsatz bestimmter Rohstoffe oder Rohstoffgruppen automatisch zu Abwertungen führt. Die Einsatzkonzentrationen dieser Inhaltstoffe und die Art der Verwendung der betreffenden Produkte finden in dieser Bewertung keine Berücksichtigung. Die Auswahl der Rohstoffe für die Öko-Test Abwertungsliste erfolgt auf Basis publizierter Studien, welche jedoch nicht in den Kontext kosmetischer Anwendung gestellt werden und somit zu Fehlschlüssen bezüglich der Verbrauchersicherheit führen können.“

Einige Checklisten-Punkte seien zudem nicht verständlich. So äußert sich Beiersdorf zu den PEG-Verbindungen wie folgt: „Öko-Test wertet PEG und PEG-Derivate pauschal ab, da diese nach deren Auffassung die Haut durchlässiger für die Aufnahme von Schadstoffen machen. Diese generelle Abwertung einer großen Gruppe von Stoffen mit unterschiedlichen Eigenschaften ist wissenschaftlich nicht nachvollziehbar.“ Richtig sei vielmehr, dass PEG-Verbindungen in ihren Eigenschaften sehr unterschiedlich seien. „Während einige Verbindungen die Durchlässigkeit der Haut erhöhen – was zum Beispiel bei Arzneisalben durchaus erwünscht ist – dringen andere Verbindungen nicht in die Haut ein. Auch die jeweilige Konzentration der PEG-Verbindung sowie die Eigenschaften der anderen verwendeten Inhaltsstoffe nehmen Einfluss auf die Durchlässigkeit der Haut.“

Beim Punkt Paraffine verweist Beiersdorf auf die hohe Qualität und die Verwendung von medizinischem Weißöl. „Hinsichtlich der Sicherheit der von uns eingesetzten medizinischen Weißöl-Qualitäten möchten wir ausdrücklich auf die Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zu hochraffinierten Mineralölen in Kosmetika aus dem Jahr 2018 verweisen“ In dieser Stellungnahme erläutert das BfR, dass nach derzeitigem Kenntnisstand keine Gesundheitliche Risiken durch die dermale Verwendung von hochraffinierten Mineralölen zu erwarten sind.