Potenziell krebserregend und erbgutschädigend

Öko-Test: Ibuprofen-Gele top – Drogerie patzt 31.07.2025 08:00 Uhr

Berlin - 

Öko-Test hat 20 Zubereitungen gegen Verstauchungen, Prellungen und rheumatische Beschwerden untersucht. Während klassische OTC-Produkte aus der Apotheke das obere Drittel dominieren, fallen vor allem Freiwahl- und Drogerieprodukte wegen wegen kritischer Zusatzstoffe durchs Raster – sechs sogar mit dem Prädikat ungenügend.

Getestet wurden 20 Schmerzsalben, Gele und Cremes – 19 rezeptfreie Arzneimittel und ein Medizinprodukt – mit synthetischen Wirkstoffen wie Ibuprofen oder Diclofenac sowie pflanzlichen wie Campher, Capsaicin, Arnika oder Beinwellwurzelextrakt.

Die Expertinnen und Experten bewerteten Wirksamkeit, Risiken und Nutzen anhand veröffentlichter Studien und Herstellerangaben und prüften auch Beipackzettel. Ergänzend untersuchte ein Labor die Produkte auf problematische Stoffe wie Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOAH), die sich im Körper anreichern können und bei MOAH potenziell krebserregende Verbindungen enthalten, Schwermetalle sowie allergene Duftstoffe, Moschusverbindungen und Cashmeran, die Allergien auslösen oder hormonähnlich wirken können.

Ibuprofengele vorn, Diclofenac abgestraft

Als sehr gut bewertete Ökotest fünf Schmerzgele aus der Apotheke, darunter drei mit dem Wirkstoff Ibuprofen: Das Doc Ibuprofen Schmerzgel 5 Prozent (Hermes Arzneimittel, 9,97 pro 50 g), das Ibutop Schmerzgel 5 Prozent (Axicorp Pharma, 9,06 Euro pro 50 g) und das Proff Schmerzgel (Dolorgiet, 9,86 Euro pro 50 g).

Zubereitungen mit Diclofenac wurden hingegen um zwei Noten abgewertet: Obwohl die Wirksamkeit belegt ist, gilt der Wirkstoff als stark umweltbelastend. Er wird in hohen Konzentrationen in Oberflächengewässern nachgewiesen und kann Wasserpflanzen, Algen und Fische schädigen. Produkte mit Diclofenac konnten daher höchstens mit der Bewertung „befriedigend“ abschneiden.

Salicylsäure war nur im Mobilat Duo Aktiv Schmerzgel (Stada, 10,89 Euro pro 50 g) enthalten, das ungenügend bewertet wurde. Die Wirksamkeit bei äußerlicher Anwendung ist unzureichend belegt. Zudem ist der Wirkstoff in der EU als fruchtbarkeitsschädigend eingestuft und steht im Verdacht, hormonähnlich zu wirken. Die Kombination mit Chondroitinpolysulfat, das kaum über die Haut aufgenommen wird, verstärkte die Zweifel und führte zur Abwertung.

MOAH in sieben Produkten

Ein weiterer Kritikpunkt sind aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH). Sie stammen meist aus Paraffinen und können krebserregende und erbgutschädigende Stoffe enthalten. Betroffen waren hier vor allem Drogerieprodukte, aber auch zwei apothekenübliche Präparate.

Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sind bestimmte MOAH mit drei oder mehr aromatischen Ringen potenziell genotoxisch und krebserregend. Da es keine sicheren Schwellenwerte gibt, empfiehlt auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), die Gehalte in Kosmetika so weit wie möglich zu minimieren.

Es wurden insgesamt 6 Produkte mit ungenügend bewertet, darunter auch Tiger Balm Rot N (Queisser Pharma, 19,30 Euro pro 50 g). Hauptgründe waren fehlende belegte Wirksamkeit, problematische Inhaltsstoffe wie MOAH, nicht deklarierte allergene Duftstoffe sowie teils problematische Konservierungsstoffe oder Kunststoffverbindungen.