Nordrhein-Westfalen

Apothekenpraktikum für Mathelehrerin APOTHEKE ADHOC, 08.10.2015 12:34 Uhr

Berlin - 

Eigentlich ist Nicole Sommer Mathematiklehrerin. Doch nach den Sommerferien stand sie einen Vormittag lang nicht im Klassenzimmer, sondern in der Marien-Apotheke im nordrhein-westfälischen Ascheberg. Ein Erlebnis für die Lehrerin, das nicht ohne Folgen für die Schüler von Sommer blieb: Die müssen sich nun mit apothekentypischen Fragestellungen herumschlagen.

Für Sommer war es in vielerlei Hinsicht eine neue Erfahrung: Da sie erst in diesem Jahr an die Profilschule Ascheberg gekommen war, war es ihr erstes Lehrerpraktikum – und ihr erster Blick hinter die Kulissen einer Apotheke. Dass es sie in die Apotheke verschlagen hat, ist den Initiatoren des schuleigenen Projekts zu verdanken, die die Stellen suchen und den Lehrern zuteilen. „Ich hatte Glück, ich musste um 9 Uhr morgens in der Apotheke stehen – andere um 4 Uhr beim Bäcker“, so Sommer.

In der Marien-Apotheke bekam die Lehrerin den Alltag gezeigt: „Frau Sommer hat uns über Schulter geschaut. Im Laufe des Vormittags bei uns hat sie dabei alle Berufsgruppen in der Apotheke kennengelernt: PKA, PTA und Apotheker“, berichtet Annette Erpenbeck. Die Approbierte hat die Lehrerin bei ihrem Kurzpraktikum betreut.

Das Konzept der Profilschule ist praxisnahes Lernen. Und dazu gehört auch, dass die Lehrer in den Arbeitsalltag verschiedener Menschen hineinschauen und ihre Erfahrungen in den Unterricht einbringen. Sommer erklärt, dass ihre Schüler etwa den Dreisatz an Beispielen aus der Apotheke wie der Kapselherstellung anwenden oder genaues Messen üben. So oder ähnlich werde in den Aufgaben ein Bezug zum Berufsleben hergestellt und gleichzeitig deutlich gemacht, wozu man den Lernstoff später brauche.

Erpendeck hält das Lehrerpraktikum für eine gute Idee: „Die Betriebswelt und die Anforderungen an die Schüler haben sich in den vergangenen Jahren schon gewandelt.“ Daher sei es sinnvoll, dass Lehrer die Schule verließen, um die zukünftigen Berufsumgebungen ihrer Schüler wirklich zu kennen, so die Apothekerin.

Sommer war in der Offizin bei Kundengesprächen dabei und hat im Labor bei der Herstellung von Kapseln zugesehen. Besonders spannend fand sie die Geräte, die Vielzahl der Hilfsstoffe – „und wie genau da gemessen werden muss“. Die Kapselherstellung war ihr persönliches Highlight, auch wenn sie der Apothekenmitarbeiterin dabei nur zuschauen durfte.

Bei der Warenannahme hat Sommer geholfen; Lieferungen ausgepackt und Packungen gezählt. Zuletzt gab Erpenbeck ihr einen Einblick in die Lagerpflege. Einen Kittel musste Sommer während ihrer einzelnen Stationen aber nicht tragen. „Das war nicht nötig, sie hat ja vor allem beobachtet“, sagt Erpenbeck.

Die Lehrerin war für einen Vormittag von 9 bis 12 Uhr in der Apotheke. Nach den Einblicken schloss sich noch ein Gespräch mit der Apothekerin an. „Dabei hat sich mich gefragt, welche Fächer eine PKA oder PTA interessieren sollten“, erzählt Erpenbeck. Das sei weit gefächert: „Natürlich die Naturwissenschaften, aber auch Englisch und Politik sind wichtig“, sagt sie.

Auch das eine Erfahrung, die Sommer nachhaltig beeindruckt hat: „Wir haben festgestellt, dass eigentlich alle Fächer wichtig sind, selbst Sport, weil man doch viel steht und aktiv ist, und Religion, weil Empathie eine große Rolle spielt.“

Von dem Praktikum waren letztlich beide Frauen etwas überrascht: Sommer, weil sie neu an der Schule einen Platz zugeteilt bekommen hat, und Erpenbeck, weil Sommers Lehrerkollegen den Termin mit Apothekenleiter Dr. Marcel Töpfer vereinbart hatten. „Ich hatte davon gar nichts gewusst, war also etwas überrascht“, so Erpenbeck. Aber die Lehrerin habe sich gut geschlagen und dürfe gerne noch einmal kommen.