Apothekenübernahme

Der U30-Apotheker André Morawetz, 21.11.2015 09:03 Uhr

Berlin - 

Den Sprung in die Selbständigkeit wagt ein Apotheker durchschnittlich im Alter von 38 Jahren. Nicht so Frederik Berndt: Der Pharmazeut machte sich im Alter von nur 28 Jahren selbständig und übernahm die Nibelungen-Apotheke in Hannover. Besonderes Highlight: Er hat neben Arzneimitteln auch einen besonders magenschonenden Kaffee im Angebot.

Berndt hat in Braunschweig studiert und nach seinem Praktischen Jahr in einer Apotheke in Helmstedt gearbeitet. Da kam ihm der Gedanke, sich selbständig zu machen. Er nutzte die Apothekenbörse der Treuhand Hannover und bekam ein Angebot in der niedersächsischen Landeshauptstadt – ein Volltreffer für den Jungunternehmer.

„Ob ich noch zehn Jahre warte oder mich sofort selbständig mache, ist doch egal“, sagt Berndt und fügt augenzwinkernd hinzu: „Dann ist die Apotheke früher abbezahlt und man ist in späteren Lebensjahren schuldenfrei.“ Die offizielle Übernahme fand zum 1. Oktober 2015 statt.

Für den Apotheker waren die Bedingungen zum Kauf optimal. „Der vorherige Inhaber hat mich insgesamt drei Monate lang eingearbeitet“, erzählt Berndt. „Das war sehr hilfreich, denn so konnten die vielen Stammkunden mich kennenlernen.“ Ohne die Begleitung wäre Vieles schwieriger gewesen, so der Apotheker. Die Umstellung der alten auf die neuen Kundenkarten sei auf diese Weise reibungslos über die Bühne gegangen. „Die Kunden wunderten sich zwar, dass sie ihr Einverständnis noch einmal geben mussten. Da sie mich über drei Monate lang kennen lernen konnten, war das kein Problem.“

Bei der Suche nach einem passenden Standort habe er großes Glück gehabt: „Die Treuhand hat mich eingeladen und mir eine Beispielrechnung präsentiert. Die Apotheke aus dieser Rechnung ist dann direkt ein Treffer gewesen“, berichtet Berndt. Er habe sich natürlich Gedanken über die wirtschaftlichen Aussichten am Standort und im Allgemeinen gemacht, bevor er den Schritt in die Selbständigkeit gewagt habe. Obwohl er für den Kauf einen Kredit aufgenommen habe, könne er nachts noch ruhig schlafen. „Ich habe ja einen Businessplan. Wenn der Umsatz nicht plötzlich einbricht, wird der auch passen“, berichtet Berndt.

Auf die Frage, was ihm am meisten Spaß an der Selbständigkeit macht, antwortet der Pharmazeut: „Eigentlich alles.“ Er habe auch vorher als Angestellter am Apothekerberuf immer Freude gehabt, berichtet der Pharmazeut. Künftig wolle er an seinem Führungsverhalten arbeiten, denn das ganze Thema Personal sei noch relativ neu für ihn. Gleiches gilt für die Stundenzahl, die Inhaber Berndt in seinem Laden verbringt. 60 Stunden pro Woche kämen schnell zusammen. Außerdem müsse seine Apotheke bereits am Heiligabend den Notdienst übernehmen.

Über viel Bürokratie, zu viel Verwaltung und Schreibarbeiten weiß Berndt bereits sechs Wochen Selbständigkeit zu berichten. Besonders die Präqualifizierung, die er brauche um Hilfsmittel abgeben zu dürfen, habe sehr lange gedauert. Einige Kunden habe er zur Konkurrenz schicken müssen, und das habe ihn geärgert, so Berndt. Und das, obwohl er sich frühzeitig gekümmert habe.

Der junge Apotheker ist froh, eine gute Apotheke in einer Stadt gefunden zu haben. Grundsätzlich hätte er auch eine Landapotheke gekauft, doch Hannover sei seine erste Wahl gewesen. „Ich bin hier nicht so abhängig von Ärzten, die ja gerade auf dem Land auch häufig wegziehen“, so Berndt. Durch die Innenstadtlage sei er insgesamt unabhängiger von einzelnen Medizinern. Als Stadt habe Hannover zudem jede Menge zu bieten.

Als Besonderheit vertreibt Berndt, dessen Familie eine Kaffeerösterei gehört, einen Spezialkaffee. Diese Sorte enthalte nur wenig Coffein, doch die Antioxidantien seien alle enthalten. Das Geheimnis liege unter anderem im Röstprozess, der für die Beschaffenheit der Bohne entscheidend sei. Das erhaltene Produkt sei besonders magenschonend.

„Die meisten Menschen wissen gar nicht, dass sie zu einer Risikogruppe gehören, weil sie zum Beispiel an Osteoporose leiden, und Kaffee besser meiden sollen“, so Berndt. „Kaffee ist pharmakologisch aktiv und das wird nur sehr selten berücksichtigt.“ Bei bestimmten Erkrankungen verändere Kaffeekonsum das Krankheitsbild signifikant.

Einen Tipp für alle, die über eine Selbständigkeit nachdenken, hält der Apotheker auch bereit: „Einfach machen“.