Multivitaminpräparate bei Öko-Test

NEM für Kinder: Kein Produkt zu empfehlen Laura Schulz, 17.02.2024 08:03 Uhr

Für Kinder wird eine Fülle an NEM angeboten – zu empfehlen sei keins, so die Tester von Öko-Test. Foto: cherryandbees – stock.adobe.com
Berlin - 

Nahrungsergänzungsmittel (NEM) für Kinder stehen immer wieder in der Kritik. Kürzlich rieten bereits Verbraucherzentralen, das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Karlsruhe und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vom Verzehr der Produkte für die Kleinen ab. Trotz Zusatzstoffen und möglicher Überdosierung funktioniert die Werbung, und vor allem Müttern werden über Plattformen wie Instagram, die Kinder-NEM weiterhin ans Herz gelegt. Nun weist auch das Magazin Öko-Test in einem aktuellen Test auf die Probleme hin. 

Getestet wurden 21 Multivitaminpräparate. Das klare Urteil: Die Produkte bieten keinen zusätzlichen Nutzen für gesunde Kinder, so Öko-Test. Daher heißt es auch: „Wir können keines der Produkte empfehlen.“ Das beste Testresultat gab es noch für vier Mittel die als „ausreichend“ bewertet wurden; darunter die Produkte von Doppelherz (Queisser) und Zein Pharma. Eltern sollten lieber auf eine gesunde und ausge­wogene Ernährung achten. Dass die Präparate häufig auch noch in Bärchen-Form besonders kinderfreundlich daherkommen, sei zusätzlich unpassend, erwecke das doch den Eindruck, Gummibärchen seien gesund.

Was auch Öko-Test moniert: Die überhöhte Dosierung der Vitamine und Mineralstoffe. Die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) erstellten Empfehlungen für die jeweilige Altersgruppe zur Zufuhr durch die Nahrung werden bei Dreiviertel der Produkte überschritten. Die vom BfR angegebenen Vorschläge für Höchstmengen gelten sogar erst für Menschen ab 15 Jahren. Sie werden im Test trotzdem bei zehn Produkten um teilweise das Vierfache überschritten, wie bei den „Eunova Junior Multivitaminen für Kids“ (Stada) im Falle von Vitamin A. Die Überdosierungen der verschiedenen Stoffe könnten beispielsweise Juckreiz, Kopfschmerzen, Durchfall oder Übelkeit hervorrufen.

Außerdem seien bei den Tests umstrittene Zusatzstoffe wie Carboxymethylcellulose, die womöglich den Darm schädigen könnten, oder Phosphatverbindungen, die die Niere schädigen könnten, gefunden worden. Etwa die Hälfte der Mittel enthielten Süßstoffe, wie Acesulfam-K, Aspartam, Steviolglycoside und Sucralose, was Öko-Test ebenfalls als bedenklich ansieht. Beispielsweise enthalte „Orthomol Junior C Plus“ zusätzlich Kupfer, das laut BfR am besten gar nicht in Kinder-NEM enthalten sein sollte.

Fehlende Warnhinweise, fragwürdige Aussagen

Neben den Inhaltsstoffen ging es den Testern noch um beworbene Gesundheitsversprechen sowie ergänzende Warnhinweise der Nahrungsergänzungsmittelver­ordnung entsprechend. Häufig waren Deklarationsmängel Grund für Abwertungen. Auch fragwürdige Auslobungen und Labels können zu einer Abwertung geführt haben. Eingekauft wurde in Drogerien, Apotheken und im Internet. Es handelte sich um verschiedene Dosierformen wie Kau- oder Lutschtabletten, sowie Säfte und Multivitamin-Produkte in Gummibärchen-Form. Der Preis pro empfohlener Tagesdosis unterscheidet sich auch bei den Mitteln aus der Apotheke erheblich und liegt zwischen 10 Cent (Sanostol Bärchen, Dr. Kade) und 1,79 Euro (Orthomol).

Bedenklich fand Öko-Test auch strittige Aussagen auf den Produkten. Eine nicht ausgewogene oder falsche Ernährung und Fast Food könne zu einer Unterversorgung des kindlichen Organismus an lebenswichtigen Vitaminen führen, heißt es beispielsweise auf einem Produkt von Rossmann. Orthomol empfiehlt eine regelmäßige Verwendung über einen längeren Zeitraum. Salus vermittelt den Eindruck, mit der NEM-Einnahme Folgen einseitiger Ernährungsgewohnheiten, dem sogenannten „schlechten Essern“, entgegenzuwirken und „gerade während Wachstumsschüben oder Belastung in Schule und Sport“ zu unterstützen.