Team wählt „Apotheke mit Herz“

Mohren-Apotheke: „Es ist an der Zeit, den Namen zu ändern“ Carolin Ciulli, 19.05.2022 15:10 Uhr

Aus für Mohr: Apothekerin Cordula Stark freut sich auf ihre „Apotheke mit Herz“. Foto: Stark
Berlin - 

In Deutschland gibt es wieder eine Mohren-Apotheke weniger. Cordula Stark wird ihren Betrieb umbenennen. Lange haderte die 53-Jährige mit dem Namen, behielt ihn jedoch bei. Eine private Veränderung und das Gespräch mit einer Betroffenen, änderten den Entschluss jetzt.

Stark wird die Mohren Apotheke in Hofgeismar umbenennen. Seit drei Jahren führt sie den Betrieb. Zuvor war sie dort seit 2014 als angestellte Approbierte tätig. Bereits damals habe es mit der Vorinhaberin Gespräche über den Namen gegeben. Als sie die Apotheke übernahm, besprach sie den Namen erneut. „Wir haben uns entschieden, ihn beizubehalten. Wir waren immer die Mohren und wollten es bleiben.“

Argumente überzeugen nicht

Auf der Liste der Argumente für den Namen habe immer die vermeintliche „Huldigung“ des Mohren als Größe in der Medizin oder die Verbindung zum Benediktinermönch, dem Heiligen Mauritius, gestanden. „Aber das lässt sich geschichtlich nicht gut belegen“, sagt Stark. In der Vergangenheit sei sei immer wieder von Betroffenen angesprochen worden. „Sie teilten mir mit, dass sie dafür kämpfen, dass das M-Wort genauso wie das N-Wort verschwindet.“

Kürzlich traf sich die Apothekerin mit einer Aktivistin. In dem persönlichen Gespräch schilderte ihr die Frau, dass es keine Beweise für den vermeintlichen historischen Bezug gebe. Dazu kommt, dass sie im Sommer heiraten werde und selbst ihren Namen ändere. Weil ohnehin viele Behördengänge anstünden, dachte sie an ihre Apotheke. „Warum der Name damals gewählt wurde, weiß ich nicht.“ Die Apotheke stammt aus den 1950er Jahren, einen Kontakt zum Gründer gibt es nicht.

Nach einer Rücksprache im Team waren die Angestellten auch für einen neuen Namen. Aus der Mohren Apotheke wird die „Apotheke mit Herz“. „Bei vielen Sachen würde ich gerne etwas ändern, hier kann ich etwas tun“, sagt Stark. „Ich nutze die Chance.“ Der Kontakt zur Aktivistin ist geblieben. „Sie wird den Fall der Apotheke für ein Uni-Projekt nutzen“ Unterstützung kommt auch von verschiedenen Seiten und bald ist ein Vortrag am Rande der Documenta geplant.

Natürlich erwartet Stark auch kritischen Stimmen. Nach der Veröffentlichung eines Artikels über die Namensänderung, sei die Debatte bereits entbrannt: „Es geht hier schon rund mit Unmutsäußerung bezüglich der geplanten Namensänderung.“ Doch wenn Straßen in Berlin wegen des rassistischen Bezugs geändert würden, sei es auch für ihre Apotheke so weit: „Es ist an der Zeit, den Namen zu ändern.“ Zudem sei es letztlich egal, wie die Apotheke heiße, da sie für die Kundschaft eben „die Apotheke“ sei.