Mikronährstoffmangel

Risiko Mangelernährung bei Senioren dpa, 03.03.2017 12:42 Uhr

Ältere Menschen klagen häufiger über fehlenden Appetit, dabei drohen sie in eine Mangelernährung zu rutschen. Foto: Katholisches Klinikum Bochum
Aachen - 

Es kann viele Gründe geben, warum ältere Menschen plötzlich nicht mehr richtig essen: Etwa wenn der Partner gestorben ist und sich das Kochen scheinbar nicht mehr lohnt. Oder der Zahnersatz sitzt nicht richtig und tut mit jedem Bissen weh. Manchem ist die tägliche Schlepperei der Einkäufe in die dritte Etage zu mühsam, oder es schmeckt einfach nicht mehr. Wer aber im Alter nicht richtig isst, dem fehlen recht bald wichtige Nährstoffe. Das wirkt sich dann auf die Lebensqualität aus, wie Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik (VFED) sagt.

Das Treffen mit Freunden werde zu mühsam, die Kraft reiche nicht mal mehr, um das Marmeladenglas zu öffnen. Es könne zu Entzündungen im Mund oder zum Nachlassen der Sehkraft kommen. „So lange aber alles irgendwie funktioniert, wird der Ernährungszustand älterer Menschen gar nicht in Frage gestellt“, sagt Ernährungsexpertin Morlo. Der VFED thematisiert am Tag der gesunden Ernährung am 7. März, wie wichtig die Ernährung fürs „gesunde Altern“ ist.

„Ältere Menschen gehören schon zu den Risikogruppen für Mikronährstoffmangel“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Kristina Norman vom Berliner Uniklinikum Charité. Beim Blick auf die Konzentration gewisser Nährstoffe, gebe es häufig einen Mangel: Oft bei der Folsäure oder bei den B-Vitaminen. Das Vitamin D ist demnach auch oft kritisch. Ältere Menschen gehen nicht mehr unbedingt mit nackter Haut an die Sonne und bilden somit weniger Vitamin D. Problematisch können auch die Werte für Zink sein, das bei der Neubildung von Zellen wichtig ist.

Wer zu wenig oder das Falsche isst, geht nach Fachleuten dieses Mangel-Risiko ein. Bei der Gruppe der gesunden, selbstständig lebenden älteren Menschen wird der Anteil der Betroffenen auf bis zu 15 Prozent geschätzt. Deutlich schlechter ist die Situation bei solchen, die ins Krankenhaus kommen.

Da sei jeder Zweite mangelernährt, sagt Norman: „Da sehen wir häufig, dass das vorne und hinten nicht reicht, was die älteren Menschen essen“, stellt die Wissenschaftlerin der Forschungsgruppe Geriatrie der Charité Berlin fest. Für Kranke kann es aus ihrer Sicht noch schwieriger sein, sich gesund und altersentsprechend zu ernähren, etwa weil sie vielleicht nicht mehr richtig schlucken können oder an Appetitlosigkeit leiden.

Wer ist das denn, der ältere Mensch? Das machen Wissenschaftler längst nicht mehr am biologischen Alter von 65 fest. Bemessungsgrundlage ist die Fitness. „Viele altersphysiologische Veränderungen merkt man schon ab dem 60. Lebensjahr. Aber ab dem 70. Lebensjahr ist das noch mal eingreifender“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin.

Bei der Mangelernährung spielen auch körperliche Aspekte wie die Veränderung der Magen- und der Darmschleimhaut eine Rolle. Durch diese Veränderung können sich nach Erkenntnissen aus der Wissenschaft die Aufnahme der Substanzen und die Verstoffwechselung verschlechtern.

Für Esther Schnur von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung muss es im Alter unbedingt auf die Qualität der Nahrung ankommen. Hier ein Stückchen Kuchen, dort ein Plätzchen – das sei falsch: Der Mensch benötige im Alter zwar weniger Kalorien. „Man braucht aber noch fast genauso viele Vitamine und Mineralstoffe. Im Grunde muss man sein Essen sehr bewusst auswählen“, sagt Schnur. Man solle Lebensmittel mit wenig Kalorien und vielen Vitaminen und Mineralstoffen essen: Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, fettarme Milch und Milchprodukte, Fisch und mageres Fleisch.