München

Café sticht Traditionsapotheke Maria Hendrischke, 23.07.2016 14:43 Uhr

Berlin - 

Zum 30. September muss Karen-Mareen Bereiter ihre Karmeliten-Apotheke in der Münchener Altstadt schließen. Der Grund: Ihr Mietvertrag wurde nicht verlängert. Andere Räumlichkeiten zu finden, gestaltet sich schwierig.

Die Apotheke wurde 1657 gegründet; damals befand sie sich noch in einem Karmeliter-Kloster. „In München gibt es noch etwa sechs Apotheken, die sich seit dem 17. Jahrhundert gehalten haben“, sagt Bereiter. Sie übernahm die Karmeliten-Apotheke vor 35 Jahren. Vor 20 Jahren zog die Apotheke um: „Das damalige Gebäude musste abgerissen werden.“ Ihr Vertrag für den derzeitigen Standort mit der Grundstücksverwaltung Fries & Co. lief in diesem Jahr aus.

Im vergangenen Sommer suchte Bereiter bereits das Gespräch mit dem Vermieter, da sie plante, ihre Apotheke an eine langjährige Angestellte zu übergeben. Zwei bis drei Jahre wollte Bereiter noch übergangsweise weiterarbeiten. „Bis Jahresende hielt uns die Grundstücksverwaltung hin“, berichtet sie. Schließlich teilte der Vermieter Heinrich Fries mit, dass er der Apotheke nur einen Fünf-Jahres-Vertrag mit einem Sonderkündigungsrecht anbieten könne. „Damit hat ein Inhaber keine Planungssicherheit. Wie soll man dann investieren?“, so Bereiter.

Sie versuchte, dem Vermieter ihren Standpunkt in einem persönlichen Gespräch zu erklären. Doch er ließ sich auf das Gespräch nicht ein, sondern teilte mit, dass er die Räume „anders vermarkten“ wolle. Bereiter vermutet, dass nach der Apotheke ein Café einziehen soll.

Sie beauftragte zwei Makler mit der Suche nach einem neuen Apothekenstandort. Doch es sei bisher nicht gelungen, in der Umgebung Räumlichkeiten zu finden, die der Apothekenbetriebsordnung entsprächen. „Würden wir noch ein Angebot bekommen, wäre ich bereit, auch kurzfristig umzuziehen“, so Bereiter. Einen Apothekenumzug habe sie immerhin schon gestemmt.

Aber die Inhaberin geht davon aus, dass sie ihre Apotheke Ende des Sommers schließen muss. Seit dem 1. Juli informiert sie ihre Kunden mit Handzetteln und Plakaten im Apothekenschaufenster. Diese zeigten sich betroffen. „Wir haben einen hohen Anteil an Stammkundschaft“, sagt Bereiter.

Bereiter beschäftigt sieben Apotheker und eine Putzfrau. Ihre Angestellten hätten größtenteils schon neue Jobs in Aussicht. Den „Luxus“, ausschließlich Approbierte zu beschäftigen, habe sie sich geleistet, da sie stets auch kurzfristig eine Vertretung in der Apotheke wissen wollte: „Ich habe mich berufspolitisch bei der Kammer engagiert.“ Im Ruhestand will die Apothekerin ehrenamtlich eine Apotheker-Hilfsorganisation unterstützen.