„Meine Mitarbeiter sind komplett am Anschlag“

Maskensturm und AvP-Opfer – zwei Wochen vor der Rente Alexander Müller, 16.12.2020 10:36 Uhr

Apothekerin verteilt 600 Masken in 90 Minuten
Berlin - 

Dorothea Schmitt, Inhaberin der Stadt-Apotheke in Waldkirch wurde wie viele ihrer Kollegen regelrecht überrannt: In anderthalb Stunden hat sie zusammen mit ihrem Team 600 Masken abgegeben. „Meine Mitarbeiter sind komplett am Anschlag“, sagt Schmitt im Video-Interview mit APOTHEKE ADHOC. Obwohl sie ihre Apotheke zum Jahresende abgibt, ist es für sie selbstverständlich, bei der Aktion voll durchzuziehen.  

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Mit der Stadt hatte Schmitt im Vorfeld abgesprochen, dass die Abgabe im Innenhof unter einem Zelt erfolgen dar. In der Apotheke hätte sie die zusätzlichen Kunden nach eigenen Angaben auch gar nicht bewältigen können. Wegen des bevorstehenden Lockdowns und in der Vorweihnachtszeit sei ohnehin viel los gewesen. „Die Belastung des Teams ist außerordentlich.“

Die Maßnahme findet Schmitt insgesamt sinnvoll, aber die Kurzfristigkeit bringe das Team an seine an Grenzen. „Es war sehr sehr anstrengend und die Stimmung ist angespannt.“ Zu der Ausgaben kamen hunderte von Anrufen. Immerhin: Die Stammkunden hätten Einsicht gezeigt und seien freundlich geblieben, „Maskenhopping“ von ihr gänzlich unbekannten Kunden habe sie nur in Einzelfällen erlebt. Schmitt hat gestern alle Masken abgegeben, erwartet heute und in den kommenden Tagen die nächste Lieferung. Allerdings sei schon jetzt ein Preisanstieg im Markt zu beobachten.

Schmitt gibt die Apotheke zum Jahresende ab. Ihr Nachfolger Jonas Wüstner ist schon seit sechs Jahren Teil des Teams. Gerade deshalb war es Schmitt selbstverständlich, sich bei der Masken-Aktion noch voll reinzuhängen, auch wenn ihr eigenes aktives Berufsleben in einigen Tagen endet. „Das ist das Renommee unserer Apotheke, dass wir immer top sind, den besten Service geleistet haben und unsere Pflichten nach gutem Wissen und Gewissen erfüllt haben.“

Ganz abschließen mit dem Job kann Schmitt aber sowieso nicht: Die Apothekerin zählt zu den Opfern der AvP-Insolvenz und musste wegen der Ausfälle ein Darlehen über 200.000 Euro aufnehmen. Gerade in den letzten Wochen ihres Berufslebens sei sie sehr enttäuscht gewesen, wie wenig positive Resonanz und Unterstützung vonseiten der Politik in dieser Angelegenheit gekommen sei. „Es ist von unseren Politikern noch nicht richtig erkannt worden, dass die Apotheke vor Ort besser abgesichert werden muss.“

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