Weder Klappendienst noch Ausnahmen

Kölner Apotheken: Gemeinsam zur Demo nach Düsseldorf Julia Germersdorf, 24.05.2023 13:03 Uhr

Dirk Vongehr, Inhaber der Paradies Apotheke, hat sich mit seinen Kölner Kolleg:innen zusammengetan. Für den Protesttag wurden gemeinsam Entscheidungen getroffen. Foto : Dirk Vongehr
Berlin - 

Dirk Vongehr, Inhaber der Paradies Apotheke in Köln, hat sich mit seinen Kolleg:innen zusammengetan: Raphaela Acht (Apotheke zum Goldenen Horn), Axel Vogelreuter (Apotheke am Neumarkt) und Gence Polat (Kalker-Apotheke) haben beschlossen, beim Protesttag gemeinsam mitzumachen. Die Apotheken bleiben zu. Die Teams fahren nach Düsseldorf zur Demonstration.

Sie sind ganz gut vernetzt, nicht nur in ihren eigenen Vierteln: „Die Kölner Leuchttürme“, wie Vongehr sagt. „Und dieses Netzwerk haben wir in den vergangenen Tagen etwas gestresst. Wir haben uns ausgetauscht und relativ schnell gemeinsam entschieden, am Protesttag mitzumachen.“ Und damit sich auch möglichst alle beteiligen, wurden weitere Inhaber:innen, quasi per Schneeballprinzip, ermutigt. „Wir haben geschrieben und telefoniert, was das Zeug hält. Und viele Teams überzeugen können, mitzumachen – ich bin echt begeistert.“

Redet miteinander!

Hin und wieder gebe es Unsicherheiten bei Kolleg:innen, etwa wenn es darum geht, dass man ja eigentlich nicht streiken dürfe. „Sie schauen vielleicht erstmal noch, was der Rest macht. Machen die mit oder nicht? Wenn nicht, entscheiden sie sich womöglich auch dagegen.“ Deshalb sei es so wichtig, aufeinander zuzugehen und gemeinsam ins Gespräch zu kommen. Nicht abzuwarten, was der Plan des Kollegen oder der Kollegin sei. „Miteinander reden!“, lautet Vongehrs klare Empfehlung an jene, die noch unschlüssig sind. „Wir sitzen alle im gleichen Boot.“

Die Kammern haben sich entschieden, den Protesttag zuzulassen und auch von Seiten des MVDA (Marketing Verein Deutscher Apotheker) wurde dringend empfohlen, sich zu beteiligen – was laut Vongehr einigen Kolleg:innen wohl gar nicht bewusst ist. In Gesprächen könne dieser letzte Zweifel schließlich ausgeräumt werden. „Unsere eigene Kammer fordert uns auf, am Protest teilzunehmen. Wer jetzt nicht mitmacht, hat den Schuss nicht gehört.“

Demo geht vor

Die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) veranstaltet in Düsseldorf soagr eine große Demonstration auf dem Burgplatz. Unter dem Motto „Achtung! Die Bundesregierung gefährdet die Arzneimittelversorgung!“ sollen die Apothekenteams sich ab 12 Uhr versammeln und sich gemeinsam gegen den Honorarstillstand, weitere Apothekenschließungen und Lieferengpässe stark machen. Außerdem wird ein Gesundheitswesen gefordert, bei dem die Gesundheit und eine hochwertige Arzneimittelversorgung der Patient:innen im Mittelpunkt steht.

„Dafür wird selbst die Kammerversammlung auf 14 Uhr verschoben. Es gibt also keine Ausrede, nicht an der Demo teilzunehmen“, so Vongehr. „Wir werden alle gemeinsam mit dem Zug nach Düsseldorf fahren.“ Bereits im Jahr 2006 gab es hier im November eine Großdemonstration gegen die damalige Gesundheitspolitik, zu der sich rund 10.000 Teilnehmer:innen angeschlossen hatten.

Besser keine Ausnahmen

Vongehr ist nicht sicher, ob es wirklich sinnvoll ist, wenn jedes Apothekenteam vor seinem eigenen geschlossenen Betrieb steht, um zu demonstrieren. „Ich fürchte tatsächlich, dass da der Effekt ausbleibt.“ Die Kölner Apotheker:innen haben sich daher gemeinsam für einen anderen Weg entschieden: Komplett zu und Licht aus. „Wir informieren unsere Patient:innen natürlich. Es ist nicht einfach wortlos zu. Aber wir sind faktisch an diesem Tag nicht vor Ort.“

Man erspare sich durch diese rigorose Haltung auch Gewissensbisse, etwa dann, wenn ein Kunde oder eine Kundin mit einem Problem um eine Ausnahme bittet. „So etwas fällt verdammt schwer, wir sind ja nicht umsonst Apotheker:innen und haben ein Helfersyndrom. Aber an diesem Tag soll so etwas eben nicht der Fall sein. Wir wollen weder durch die Klappe bedienen, noch Ausnahmen machen. Für dringende Fälle sind die notdiensthabenden Kolleg:innen da. Dafür ist definitiv gesorgt.“