Sachsen

Knabbermischung vom Apotheker Enrico Blasnik, 25.09.2016 08:37 Uhr

Berlin - 

Weil ihm Rosinen im Studentenfutter nicht schmecken, hat Apotheker Oliver Bunde seine eigenen Snacks entwickelt. Der 51-Jährige gab seine Bahnhofs-Apotheke im sächsischen Torgau auf und gründete das Unternehmen Berryline. Mit Erfolg: Der Pharmazeut vertreibt monatlich tausende Packungen seiner Knabbermischungen. Die Geschäfte laufen so gut, dass Bunde kaum Zeit für ein Interview findet: „Ja, es ist momentan eine arbeitsreiche Zeit. Wir bereiten uns gerade intensiv auf die Expopharm vor – und dann ist ja schon bald Weihnachten“, so Bunde.

Nach dem Studium kam Bunde mit dem Traum einer eigenen Apotheke nach Torgau. Er gründete die Bahnhofs-Apotheke und überzeugte die Patienten mit Freundlichkeit und Know-how. Doch allmählich missfiel dem damals jungen Pharmazeuten die Entwicklungen in der Branche: „Es war mir einfach zu viel: der Druck der Politik und der ständige Kampf mit den Krankenkassen. Da habe ich irgendwann die Reißleine gezogen und mich aus dem Apothekengeschäft zurückgezogen“, sagt Bunde.

Kurzerhand übergab er seine Apotheke Ende 2012 an seine langjährige Mitarbeiterin Marit Höcke, die bei ihm ursprünglich als PTA begonnen hatte. Bunde jedenfalls tauschte Aspirintabletten gegen blanchierte Mandeln und schwarze Johannisbeeren. Er hat 2010 die Firma Berryline gegründet.

Zuvor stand aber die interessante Phase der Produktentwicklung an. „Nach dem ersten Testen und dem Ergebnis, dass Cashews und Cranberries zusammen fantastisch schmecken, habe ich einen Vitamin-C-Zusatz beigemischt. Nach einem speziellen Verfahren habe ich in der Rezeptur meiner Apotheke das Vitamin C den Cranberries zugesetzt“, sagt Bunde. Am Ende des Experimentierens kam Bundes erste Mischung heraus: „Berryline B‘Classy“. Zu den angebotenen Snacks gehören heute noch „B‘Clever“ (Pekannüsse und Weinbeeren) und „B‘Energy“ (Cranberries, Cashews mit Guarana-Extrakt).

In der Bahnhofs-Apotheke verkaufte Bunde eine Handvoll Packungen seines Snacks. Sein „Apothekers Power Mix“ ging damals gut über den HV-Tisch: „In manchen Monaten haben wir mehr Packungen davon verkauft als Aspirin. Da entstand die Idee: Wenn das hier so gut funktioniert, dann überall!“

Als Nächstes überlegten sich der Apotheker und seine Mitarbeiter einen Namen für das Unternehmen. „Anfangs hießen wir noch O.L. Powers, aber das haben wir ganz schnell geändert. Wir wählten Berryline als Namen, weil erstens immer Beeren in den Mischungen enthalten sind. Und zweitens der Bär als Stadtwappen in Torgau eine große Rolle spielt und wir hier sitzen“, so Bunde.

Mittlerweile läuft das Geschäft mit den Frucht-Nuss-Kombinationen richtig gut. 50.000 Packungen kommen pro Herstellungsprozess heraus. Zu den Produkten gehören heute auch Tees und Präsentkörbe, die im Internet bestellt werden können. „In Deutschland ist Berryline außer in Apotheken ausschließlich in Fachgeschäften erhältlich, so etwa in Kosmetik- und Fitnessstudios, Wellnesshotels und Reformhäusern“, sagt Bunde. Der Unternehmer verkauft seine Marken zudem in kleineren Mengen in Österreich und Italien – dort aber ausschließlich in Apotheken. Berryline ist im Übrigen „Made in Germany“: Mischung, Abfüllung, Verpackung und Versand finden hierzulande statt.

„Von Weltmeistern und Bundesliga-Profis empfohlen“ – damit wirbt Berryline. Das stimmt auch. Kanute und Weltmeister im Team Hannes Aigner und die Handballfrauen des Rekordmeister HC Leipzig gehören beispielsweise dazu. „Außerdem hat Mike Fuchs Berryline auf dem 7000 Meter hohen Pik Lenin in Zentralasien getestet. Er ist Extrembergsteiger“, sagt Bunde.

Der ehemalige Apotheker und sein fünfköpfiges Team bereiten sich derzeit auf die Expopharm vor, wo sie wieder einmal mit einem Stand vertreten sein werden. Danach folgt das Weihnachtsgeschäft. Bunde denkt nur noch selten an die Zeiten in der Apotheke: „Nach mehr als drei Jahren als Unternehmer weiß ich, dass viele Probleme, die Apotheker sehen, 'Luxusprobleme' sind. Man hat eine relative Sicherheit und Beschaulichkeit in der Apotheke“, sagt Bunde.

Selbständiger Unternehmer zu sein, bedeute jeden Tag Herausforderungen – ohne neue Ideen und Reaktionen auf Marktbedingungen, ohne Investitionen und unablässiges Marketing bleibe der Erfolg aus. „Schön ist es, wenn man sieht, dass die Anstrengungen der letzten Jahre sich langsam rentieren und man sich auf dem Markt etabliert“, so Bunde.