Körperverletzung

Klinik entlässt niederländischen Skandalarzt dpa, 07.01.2013 08:29 Uhr

Berlin - 

Ein in den Niederlanden wegen Körperverletzung angeklagter Skandalarzt ist von einem Krankenhaus in Heilbronn entlassen worden. Zuvor hatten niederländische Medien über die Beschäftigung des Mediziners in Deutschland berichtet. Die Zusammenarbeit mit dem Mann sei daraufhin nach knapp zwei Jahren beendet worden, teilte der Geschäftsführer der SLK-Kliniken Heilbronn, Thomas Jendges, mit.

Er sei „überrascht und geschockt“gewesen, als er von den Vorwürfen gegen den Neurologen erfahren habe. Der Mediziner soll in den größten medizinischen Strafprozess in der Geschichte der Niederlande verwickelt sein. Er soll in mehr als 20 Fällen Patienten fälschlicherweise unheilbare Krankheiten attestiert haben.

Inzwischen prüft die Staatsanwaltschaft den Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung. Hintergrund sind einem Sprecher der Behörde zufolge Medienberichte, nach denen der Arzt auch in Heilbronn eine Patientin geschädigt haben soll.

Das Heilbronner Krankenhaus könnte einem Bericht der „Heilbronner Stimme“ zufolge schon früher von den in den Niederlanden erhobenen Vorwürfe gegen den Skandalarzt erfahren haben. Jendges bestätigte dies gegenüber der Zeitung. Kurz nach Beginn der Tätigkeit des Mannes habe es einen Hinweis gegeben, dass der Arzt seine Zulassung zurückgegeben habe und es ein Verfahren gegen ihn gebe, sagte Jendges demnach.

Die Personaldirektion habe aber entschieden, ihn weiter zu beschäftigen, da der Mann nicht verurteilt war und es auch keinen Haftbefehl gegeben habe. Wer genau im Klinikum von den Vorwürfen wusste, konnte Jendges nicht sagen. Ihm sei es nach eigenen Angaben nicht bekannt gewesen.

Der 67-jährige Mediziner hatte vier Jahre zuvor bereits in Nordrhein-Westfalen Schlagzeilen gemacht: Die Bild-Zeitung hatte 2009 berichtet, dass der Mann von einer Klinik in Bad Laasphe im Kreis Siegen-Wittgenstein entlassen wurde, nachdem man dort von Journalisten auf die Ermittlungen in den Niederlanden aufmerksam gemacht worden war.

Dem Mediziner wird in Holland schwere Körperverletzung in mindestens 21 Fällen vorgeworfen. Er soll von 1998 bis 2003 im Krankenhaus in Enschede bei Dutzenden Patienten unheilbare Krankheiten wie Alzheimer, Multiple Sklerose und Parkinson fälschlicherweise diagnostiziert haben.