Die K-Frage

Kalender: „Hatten Sie die nicht mal mit Spiralbindung?” Anja Alchemilla, 28.10.2018 08:03 Uhr

Berlin - 

Anja Alchemillas Team fühlt sich von der Kalenderfrage bereits im Oktober in die Vorweihnachtszeit katapultiert. Jedes Jahr aufs neue hören sie die gleichen Fragen. Zum Glück gibt es ein besonderes Spiel, das den Mitarbeitern Freude bereitet und beginnenden Frust gar nicht erst richtig aufkeimen lässt.

„Ich bin gerade wieder nach Kalendern gefragt worden. Das war das dritte Mal diese Woche… Wollen wir nicht doch schon langsam mit dem verteilen anfangen?” Sonja blickt Anja fragend an, doch die Filialleiterin schüttelt energisch den Kopf. „Es wurde besprochen, dass wir sechs Wochen vor Jahresende anfangen und keinen Tag eher. Nur weil im Supermarkt seit Mitte August der Lebkuchen steht, fangen wir jetzt nicht auch noch damit an die Weihnachtszeit einzuläuten!”

„Aber das fängt jetzt schon an zu nerven die Fragerei!” jammert die PTA. Anja lächelt. „Wenn die immer gleichen Fragen nerven, dann ist es mal wieder Bingo-Zeit, was meint ihr?” Das Team stimmt ihr begeistert zu, nur Sonja sieht verwirrt aus. „Bingo-Zeit? Was soll das denn bedeuten?” „Ach ja, Du warst ja letztes Jahr zu Weihnachten noch im Team der Hauptapotheke. Wir haben uns da ein kleines Spiel ausgedacht, damit uns die immer gleichen Sprüche nicht zu sehr auf den Keks gehen. Glaub mir, dann wirst du dich sogar freuen wenn dich jemand danach fragt ob noch Kalender da sind.”

Anja druckt eine Tabelle mit fünf Kästchen waagerecht und fünf Kästchen senkrecht aus. In das mittlere Feld schreibt sie „Haben Sie schon Kalender”, in die freien Felder „Gibt es keine Taschenkalender?” und „Hatten sie die nicht mal mit Spiralbindung?”. „So, was können wir noch eintragen?” Sonja grinst sie an. „Ich glaube ich verstehe was Du meinst! ,Ich nehme drei von jeder Sorte’ passt doch da auch gut rein, oder?”

„Genau. Und sobald wir einen der Sätze hören, streichen wir ihn hier aus. Wenn wir dann eine Reihe senkrecht, waagerecht oder quer voll haben gehen wir mit dem Geld aus dem Sparschwein das die netten Kunden uns manchmal spenden nach der Arbeit auf dem Weihnachtsmarkt einen Glühwein trinken”. „Das ist genial! Man ärgert sich dann nicht mehr so über die dummen Sprüche. Im Gegenteil! Wir könnten auch ein Rabattvertrags-Bingo daneben hängen oder eines mit den Sprüchen der Hersteller bei Lieferproblemen „Das Medikament wird voraussichtlich erst in KW xy ausgeliefert” oder „Die Großhändler werden eigentlich von uns bevorratet” – ist das eine Idee?”

„Das klingt auch gut, aber dann werden wir ja zu Quartalssäufern hier”, lacht Anja. „Wir können uns ja dann aus dem Schweinchen auch ein Stück Kuchen vom Bäcker gönnen.” Arife, die PKA, wiegt zweifelnd den Kopf hin und her. „Na... wenn das mal ausreicht, was sich da angesammelt hat. Wir sind ja nicht in einer Arztpraxis – die bekommen dort dauernd was. Ihr wollt gar nicht wissen, was meine Cousine, besonders in der Weihnachtszeit, nach Hause bringt! Die kann jetzt schon keine Pralinen mehr sehen. Woran das wohl liegt? Wir hängen uns doch echt rein für die Kunden und beschaffen Rezepte, wenn sie wieder mal falsch ausgestellt sind, telefonieren stundenlang, wenn irgendwas nicht lieferbar ist und liefern die Medikamente sogar nach Hause!”

Anja ahnt den Grund. „Weißt Du Arife, beim Arzt müssen die Patienten ja nichts bezahlen. Aber dort wird sich um ihre Gesundheit gekümmert, also haben sie das Gefühl etwas zurückgeben zu wollen. Hier geben sie uns ja Geld für die Zuzahlung, also ist diese „Schuld” für sie abgegolten.” Die PKA protestiert: „Das ist doch aber für die Krankenkasse und nicht für uns!” „Das ist den meisten Kunden leider nicht bewusst. Aber Kuchen essen können wir trotzdem ab und zu mal, da bin ich ganz zuversichtlich. Wir haben ja wirklich auch viele nette Kunden bei uns, die uns etwas zustecken. Meistens sogar die, die selbst nicht viel haben.” Den Rest des Tages sammelt das Team immer mehr typische Sätze, so dass es am Ende sogar für drei Bingo-Blätter ausreicht. Der Weihnachtsmarkt kann kommen!