Infektionskrankheiten

WHO untersucht Zika-Risiken für Olympia dpa, 05.06.2016 15:59 Uhr

Druck nachgegeben: Die Weltgesundheitsorganisation werde erneut die Risiken von Zika für die Olympischen Spiele in Brasilien prüfen, kündigte WHO-Chefin Margaret Chan an. Foto: Elke Hinkelbein
Genf - 

Die Angst vor dem Zika-Virus treibt Athleten und Fans vor Olympia um. Die Weltgesundheitsorganisation will deshalb entgegen früherer Aussagen nun doch noch einmal prüfen, ob die Sommerspiele in Rio verschoben werden sollten.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat dem wachsenden internationalen Druck nachgegeben und will wegen der Gefahren des Zika-Virus nun doch eine mögliche Empfehlung für eine Verlegung der Olympischen Spiele in Rio prüfen. Das zuständige Notfall-Komitee solle die Risiken der für August geplanten Sommerspiele untersuchen, kündigte die WHO-Chefin Margaret Chan in einem Brief an die US-Senatorin Jeanne Shaheen an. Die Experten würden in Kürze zusammenkommen, das Ergebnis der Prüfung solle umgehend veröffentlicht werden, heißt es in dem Schreiben.

Zuvor hatten mehr als 150 Gesundheitsexperten in einem offenen Brief an die WHO für die räumliche oder zeitliche Verschiebung der Spiele plädiert. Das besonders in Brasilien verbreitete Zika-Virus, das von Mücken übertragen wird, kann unter anderem schwere Schädelfehlbildungen bei Babys auslösen.

Die Experten fürchten globale Gesundheitsrisiken. Eine halbe Million Besucher der Spiele könnten in Rio angesteckt werden und die Krankheit mit in ihre Heimatländer bringen, hieß es in dem Brief.

Die WHO hatte die Bedenken zunächst noch zurückgewiesen. Es bestehe keine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit, die die Verschiebung oder Absage der Olympischen Spiele rechtfertige, hatte die WHO mitgeteilt. Auch würde eine solche Entscheidung „die internationale Ausbreitung des Zika-Virus nicht signifikant“ beeinflussen.

Nun vollzog die Organisation eine Wende. Als Grund für die geplante Untersuchung nannte WHO-Chefin Chan den „aktuellen Grad der internationalen Besorgnis“. Allerdings verwies Chan auch darauf, dass die WHO mithilfe von Experten bereits viermal vor Ort die Risiken für die große Zahl von Athleten und Zuschauern bei Olympia habe prüfen lassen. Die jüngste dieser Einschätzungen stamme aus den ersten beiden Mai-Wochen.

OK-Chef Carlos Nuzman hatte zuletzt versichert, es gebe kein „Gesundheitsrisiko für die Öffentlichkeit“ während der Spiele. „Das ist keine dramatische Sache, weil es Winter in Brasilien ist“, sagte der Präsident des Rio-Organisationskomitees.

Dennoch kündigte der US-Radprofi Tejay van Garderen an, wegen des Zika-Virus nicht an Olympia teilzunehmen. Da seine Frau schwanger sei, wolle er nicht das geringste Risiko eingehen, erklärte er.

Auch der spanische Basketball-Star Pau Gasol erwägt einen Verzicht auf die Reise nach Rio. Der Center der Chicago Bulls erklärte, er stehe mit seinen Sorgen vor allem in den USA nicht allein da. Schon mehrere NBA-Stars wie Carmelo Anthony, die Tennis-Weltranglisten-Erste Serena Williams, die US-Fußball-Nationaltorhüterin Hope Solo oder auch der australische Profi-Golfer Marc Leishman hätten sich wegen der Gefahren des Zika-Virus skeptisch geäußert.

Der Deutsche Olympische Sportbund will seine Athleten mit regelmäßig aktualisierten Informationen über die Gefahren von Zika aufklären. Zudem mahnt der DOSB die Sportler zur Vorbeugung durch
Insektenschutz. Das deutsche Olympia-Team wird mit dem Mückenschutzmittel „Anti-Brumm“ ausgestattet.