Arzneimittel für Kriegsregion

Hersteller spenden Medikamente für Ukraine Patrick Hollstein, 19.03.2022 09:23 Uhr

Berlin - 

So groß wie das Entsetzen über den brutalen Angriff Russlands auf die Ukraine, so groß ist auch die Hilfsbereitschaft. Organisationen wie Action Medeor oder Apotheker ohne Grenzen (AoG) haben sofort reagiert, auch zahlreiche Apothekerinnen und Apotheker haben gesammelt oder gespendet. Mehrere Hersteller haben ihre Lager geräumt und ganze Paletten ihrer Produkte ins Krisengebiet geschickt.

Der Generikahersteller Micro Labs ist dem Aufruf der Ukrainischen Ärztevereinigung in Deutschland und des Dachverbands der ukrainischen Organisationen in Deutschland gefolgt und hat dringend benötigte Medikamente gespendet, um notleidende Menschen in der Ukraine zu unterstützen. Eine Ärztin aus dem Klinikum in Hamburg Eppendorf hatte das Unternehmen angesprochen, das nicht lange zögerte, wie Deutschlandchef Holger Montag erklärt.

Von Antibiotika wie Amoxicilln und Clarithromycin, über Schmerzmittel wie Diclofenac bis hin zu Enalapril/Lercanidipin, Pantoprazol und Telmisartan wurden Vorräte in einen Lkw verladen, insgesamt kamen 64 Paletten mit einem Gesamtgewicht von 9,5 Tonnen zusammen. Die Ware wurde mit Unterstützung der Logistikpartner MSK Pharmalogistic und Wilhelm Schüssler Spedition aus Heppenheim nach Hamburg transportiert, wo sie von Helfern konfektioniert wurde: Mehr als 170.000 Packungen wurden nach Zielort gebündelt; in der Ukraine wurden sie dann an verschiedene Kliniken verteilt.

Montag ist froh, dass man dank des indischen Mutterkonzerns schnell und unbürokratisch Hilfe leisten konnte. Auch die Papiere waren kein Problem, das Konsulat sorgte für reibungslosen Ablauf. Nur auf die Quittung wartet man noch, die braucht das Unternehmen nämlich für seine Bilanz. Immerhin ist Ware im Wert von 950.000 Euro auf Basis der Herstellerabgabepreise gespendet worden.

Auch der Mitbewerber Holsten Pharma ist dem Spendenaufruf des Dachverbands gefolgt: Am vergangenen Montag wurden insgesamt 22 Paletten mit medizinischen Gütern im Marktwert von mehr als 500.000 Euro im zentralen Sammellager in Hamburg angeliefert. Von dort werden diese direkt in die Ukraine gebracht. Zu den gespendeten Produkten gehören das bewährte Schmerzmittel Ibuprofen sowie dringend benötigte Herz-Kreislauf-Medikamente wie Amiodaron und Lisinopril sowie das Antibiotikum Moxifloxacin.

„Gemeinsam mit unserem Mutterunternehmen Rivopharm verurteilen wir den unprovozierten Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine als eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht. Damit wollen wir das Land in seinem Freiheitskampf unterstützen“, sagt Geschäftsführer Dr. Mathias Pietras. Unterstützt wurde die Spendenaktion vom langjährigen Lager- und Vertriebspartner Kyberg Pharma, der die Produkte nach Hamburg verschiffte und weitere acht Paletten eines eigenen Schmerzmittels der Sendung beilegte.

Hevert-Arzneimittel reagierte auf einen Hilferuf seines Vertriebspartners aus der Ukraine, der Firma Propharma. Man habe alle Hebel in Bewegung gesetzt und die angeforderten medizinischen Produkte wie Einweghandschuhe und medizinische Spritzen umgehend eingekauft und ein geeignetes Transport-Unternehmen mit der Lieferung beauftragt, so Geschäftsführer Mathias Hevert. „Wir sehen mit Bestürzung, was in der Ukraine passiert. Als Unternehmen, aber auch als Menschen, haben wir den großen Wunsch, zu helfen.

Der Firmenchef erinnert sich an seinen Besuch in Kiew im August 2017. Damals habe er Land und Leute kennen und schätzen gelernt. „Es war mir deshalb auch persönlich ein Anliegen, unserem Partner und den Menschen in der Ukraine beizustehen.“

Bereits vorher hatte Novartis angekündigt, drei Millionen US-Dollar und wichtige Medikamente, darunter Antibiotika, an die Ukraine
zu spenden. „Wir sind uns bewusst, dass sich die derzeitige Situation schnell ändert, und werden daher mit Partnern und Nichtregierungsorganisationen vor Ort zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Patienten die lebenswichtigen Medikamente erhalten, auf die sie sich verlassen können“, so der Konzern.

Auch Großhändler wie Otto Geilenkirchen und Noweda hatten Hilfslieferungen zusammengestellt und teilweise sogar direkt bis an die polnisch-ukrainische Grenze transportiert. Phoenix hatte angekündigt, Arzneimittel, Verbandsmaterial und medizinische Ausrüstung über seine Landesgesellschaften in Bulgarien, Rumänien, der Slowakei, Ungarn und dem Baltikum zur Verfügung zu stellen. Zusammen mit dem Großhandelsverband Phagro wurde eine weitere Lieferung aus Deutschland zusammengestellt.

Die Apobank stellte über ihre Stiftung 200.000 Euro für die humanitäre Soforthilfe und die Förderung medizinischer Projekte bereit. Die Hälfte davon ging an die Hilfswerken der Heilberufler, die vor Ort aktiv sind und bedarfsgerecht unterstützen können. Dazu gehören Ärzte der Welt, Apotheker ohne Grenzen und das Hilfswerk Deutscher Zahnärzte. Der andere Teil soll im Rahmen der Stiftungsarbeit für die Förderung von Hilfsprojekten bereitgestellt werden, die einen Beitrag zur medizinischen Versorgung oder der Bereitstellung von Medikamenten für die ukrainischen Kriegsopfer leisten.