Für das Team: „Ich mache alle Nachtdienste selbst“ Carolin Ciulli, 30.07.2022 13:51 Uhr

Mitte August geht die Ära der Kronen-Apotheke in Münster zu Ende. Foto: Kronen-Apotheke
Berlin - 

Drei Tage-Woche, übertarifliche Bezahlung und nur Tagschichten – trotzdem hat Apotheker Peter Jostes kein Personal gefunden. Jetzt muss er seine Kronen-Apotheke in Münster schließen. In den vergangenen Jahren habe sich die Situation immer weiter verschlechtert. In den vergangenen neun Monaten sei keine einzige Antwort auf eine Annonce eingegangen. „Irgendwann muss man sich entscheiden.“

Jostes führt die Kronen-Apotheke seit 30 Jahren. Er übernahm 1992 von seinem Vater, der wiederum in den 1960er Jahren von seiner Tante. 2005 kam die Filiale im Nachbarort dazu, die ab Mitte August dann die Hauptapotheke wird. Eine angestellte Approbierte stehe kurz vor der Rente, weshalb der Druck auf Jostes stieg, eine neue Filialleitung zu finden. „Sie hat schon verlängert“, sagt er. Insgesamt stehe angesichts des Personalnotstands die „ganze Mannschaft unter Druck“.

Der Inhaber versuchte über seine Kontakte an Vertretungsapotheker:innen, ehemaligen Teilzeitkräften und früheren Studienkolleg:innen einen Ersatz zu finden. Doch die Lage ist aussichtslos. „Ich habe auf vier Angebote bei der Kammer geantwortet und keine Reaktion bekommen. Das geht ins All.“ Jostes zufolge ist auch der demographische Wandel und die Überzahl der Älteren ein Problem für den Arbeitsmarkt. „Überall fehlen Leute.“

Dazu komme noch die gestiegene Belastung für das Apothekenpersonal. Nur ein Teil seines Teams aus der Kronen-Apotheke komme mit. „Zwei wollen lieber ins Büro und aus der Apotheke raus.“ Jostes kann diesen Wunsch nachvollziehen. „Bevor ein Rezept abrechnungsfähig ist, muss ich gefühlt 26 Fragen beantworten. Das macht mürbe.“

Um die Arbeit in der Apotheke für seine Angestellten komfortabler zu machen, reduzierte er bereits die Öffnungszeiten am Mittwochnachmittag und schließt eine halbe Stunde früher. „Ich mache auch alle Nachtdienste selbst, um niemanden zu belasten.“ Für seinen verbleibenden Betrieb sei er personell gut aufgestellt. Allerdings gehe eine weitere Angestellte auf den Ruhestand zu und er ist offen für Interessent:innen. „Dann habe ich den nächsten Wechsel, das nächste Problem.“