Risiken und Nebenwirkungen

Die spirituelle Apotheke der Kirchen Carolin Ciulli, 15.04.2022 08:59 Uhr

Ökumenisches Projekt: Die Kirchen haben die Apotheke für sich entdeckt. Foto: Shutterstock/Paul shuang
Berlin - 

Die Kirche hat die Apotheke für sich entdeckt – genauer gesagt, die sogenannten Weltanschauungsbeauftragten der evangelischen Kirchen und katholischen Bistümer. Sie laden zur „Spirituellen Apotheke“.

Mit einem grünen Mörser und Stößel wird die „Spirituelle Apotheke“ dargestellt. Dabei handelt es sich um ein ökumenisches Projekt für Kirchentage und weitere Veranstaltungen. Anhand von „Beipackzetteln“ soll mit Menschen das Gespräch gesucht werden. Konkret geht es um „Risiken & Nebenwirkungen spiritueller Lebenskonzepte“.

Mit mehreren Slogans und Begriffen aus der Apothekenwelt wird gespielt. Auf der Website zum Projekt finden sich „Beipackzettel“ zu sechs Kategorien: Erfüllung, Spiritualität, Ewigkeit, Sicherheit und Gesundheit. Letztere umfasst Erklärungen zu Alternativen wie Homöopathie, Fitness, Ernährung, Energie, Befreiung und Wunderheilung.

„Beipackzettel“ zu Homöopathie

Wer den „Beipackzettel“ zum Thema Homöopathie studiert, wird dort über das Angebot und erwartete Wirkungen informiert. Mögliche „Nebenwirkungen“ werden mitunter trefflich beschrieben: „Befürworter und Gegner der Homöopathie stehen sich unversöhnlich gegenüber“, heißt es etwa. Aspekte wie Placeboeffekte, Selbstimmunisierung oder die Wirkung von menschlicher Nähe und Aufmerksamkeit auf den Heilungsprozess spielten eine Rolle. „Viele Aspekte der Homöopathie werden heftig kritisiert: ‚Erstverschlimmerung‘, Nullnachweis von Wirkstoffen in ‚Zuckerkügelchen‘, der weltanschauliche Hintergrund gilt als esoterisch und die Wirksamkeitsbelege als zu schwach, um wissenschaftlichem Anspruch standhalten zu können.“

Trotz des Verweises auf Homöopathie dürfte das Projekt kein Fall für die Wettbewerbsschützer sein. Ein Gesundheitsbezug lässt sich sicherlich nur schwer feststellen. Ob sich mit dem Angebot der Kirchen tatsächlich jemand in die Irre geführt fühlt und eine „echte Apotheke“ annimmt, bleibt zu bezweifeln. Denn Produkte werden nicht verkauft – nur „einige Antworten auf wichtige Fragen des Lebens“.