Wegen Corona-Pandemie

Deutlich weniger Windpocken-Infektionen dpa/ APOTHEKE ADHOC, 17.01.2022 12:50 Uhr

Die Infektionszahlen bei Windpocken sind stark zurückgegangen. Foto: Vitalis83/Shutterstock.com
Berlin - 

Wegen der Corona-Pandemie und den Schutzmaßnahmen haben sich in Nordrhein-Westfalen 2021 deutlich weniger Menschen mit Windpocken angesteckt. 819 Fälle wurden im vergangenen Jahr gemeldet, wie die AOK Nordwest am Montag mitteilte. 2020 gab es demnach mehr als 1800 gemeldete Windpocken-Erkrankungen im Land, 2019 waren es sogar noch rund 4100. 

„Wir gehen davon aus, dass die Kontaktbeschränkungen, Abstands- und Hygieneregeln sowie die Kita- und Schulschließungen zu diesem starken Rückgang geführt haben, denn Auslöser für Windpocken ist das sogenannte Varizellen-Zoster-Virus, das durch Tröpfcheninfektion über die Luft übertragen wird“, sagte AOK-Vorstandsvorsitzender Tom Ackermann. Die Entwicklung lasse sich bundesweit beobachten.

Windpocken zählen nach Angaben der AOK zu den häufigsten Kinderkrankheiten. Die Krankenkasse empfiehlt, insbesondere Kinder dagegen impfen zu lassen. Nach den Angaben der Ständigen Impfkommission (Stiko) sollten Kinder im Alter von etwa elf Monaten die erste Spritze bekommen – mit etwa 15 Monaten sollte dann die zweite Impfung folgen.

Erst Windpocken, dann Gürtelrose

Der Zusammenhang zwischen Gürtelrose und Windpocken ist seit Längerem bekannt. Der erste Kontakt mit dem Erreger Varizella zoster findet meist im Vorschulalter durch eine Tröpfcheninfektion statt. Nach etwa zwei Wochen entsteht ein juckender Ausschlag auf der Haut. Sind die Windpocken überstanden, wandern die Viren in die Hirnnerven und Nervenwurzeln des Rückenmarks. In den Nervenknoten verbleiben sie in einer Art „Schlaf“. Werden sie durch Stress, UV-Strahlung, ein schwaches Immunsystem oder durch das erreichte höhere Alter reaktiviert, entsteht eine Gürtelrose. Diese zweite Erkrankung kann zu dauerhaften Schmerzen führen – es entsteht eine sogenannte Post-Zoster-Neuralgie.

Ältere Patienten sind für eine Infektion besonders gefährdet, denn mit höherem Alter verringert sich die körpereigene Abwehr. Für die Personengruppe ab 50 Jahren steht seit September 2013 ein Impfstoff gegen Gürtelrose zur Verfügung. Zostavax (abgeschwächte Lebendviren, MSD) soll dem Ausbruch und den damit verbundenen Komplikationen vorbeugen.